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Aus: Ausgabe vom 04.07.2014, Seite 3 / Schwerpunkt

»Die beiden Damen«

Im Laufe des von ihm selbst inszenierten, unfröhlichen Fernsehabends und auch sonst vor Journalisten nennt Nicolas Sarkozy die beiden gegen ihn und seinen Anwalt Thierry Herzog ermittelnden Justizbeamtinnen weder bei ihrem Namen noch bei ihrem offiziellen Titel. Für ihn sind die Untersuchungsrichterinnen Patricia Simon und Claire Thépaut schlicht und bisweilen auch wegwerfend »die beiden Damen«.

Die eine Dame, Patricia Simon, weiß ebenso wie ihre Kollegin, daß die Bearbeitung der Dossiers eines Nicolas Sarakozy nicht nur ihr Berufsleben verändern wird. Freunde der Richterin bedauerten gegenüber Journalisten in der Hauptstadt, daß »Claires Leben, ihre Beziehungen nun unter der Lupe betrachtet« würden. »Aber sie hat keine Angst. Sie bereitet sich psychologisch auf die zu erwartenden Schwierigkeiten vor. Sie ist eine sehr professionelle Juristin, die sich nicht von ihren Emotionen leiten läßt.«

Simon erklärte, es sei selbstverständlich, daß sie Sarkozys Fall so behandeln werde wie jeden anderen auch. Unter ihren Kollegen gilt sie als »sehr kompetent«. Ein Anwalt beschrieb die Richterin am Mittwoch vor der Presse mit den Worten: »Sie ist jemand, vor dem wir uns hüten müssen – aber das ist in diesem Fall eher ein Kompliment…«


Von Sarkozy besonders kritisiert wird die Tatsache, daß Simons Kollegin Claire Thépaut an verantwortlicher Stelle in der Gewerkschaft der französischen Richter arbeitet. Von der politischen Rechten als »die rote Richterin« denunziert, ist Thépaut dem medialen Dauerfeuer des Expräsidenten und der ihn unterstützenden Journalisten ausgesetzt. Es sei nicht hinnehmbar, daß er mit einer Ermittlerin konfrontiert werde, deren Gewerkschaft »nichts anderes im Sinn hat, als mich zu erledigen«, sagte Sarkozy bei seinem Fernsehauftritt.

Der im Distrikt Bordeaux arbeitende Richter Jean-Michel Gentil klagte darüber, daß das Privatleben seiner Kollegen immer dann unter die Lupe genommen werde, wenn sie gegen eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens zu ermitteln haben. Er selbst habe das erlebt, als er in in seinem Amtsbereich Untersuchungen gegen Sarkozy angeordnet habe. In Bordeaux und in Paris ist bekannt, daß Gentil in seinem Privatleben von der politischen Linken weit entfernt ist … (hgh)

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