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Aus: Ausgabe vom 03.03.2014, Seite 3 / Schwerpunkt

Putins Standpunkt: »Sicherheit für alle«

Am 10.2.2007 hielt Rußlands Präsident Wladimir Putin auf der Münchener »Sicherheitskonferenz« eine außenpolitische Grundsatzrede. Vor dem Hintergrund des Einsatzes »hypertrophierter Gewalt« durch den Westen in Afghanistan, Irak und anderswo äußerte er sich zu Fragen der Sicherheit in den internationalen Beziehungen. jW veröffentlichte den Vortrag in eigener Übersetzung am 14.2.2007 im vollen Wortlaut:


(…) Es ist bekannt, daß die Problematik der internationalen Sicherheit viel breiter ist als die Fragen der militärisch-politischen Stabilität. Dazu gehören die Festigkeit der Weltwirtschaft, die Überwindung der Armut, ökonomische Sicherheit und Entwicklung des Dialogs zwischen den Kulturen. Dieser universelle, unteilbare Charakter von Sicherheit kommt in dem grundlegenden Prinzip »Sicherheit für jeden ist Sicherheit für alle« zum Ausdruck. Oder wie Franklin D. Roosevelt in den ersten Tagen des beginnenden Zweiten Weltkrieges sagte: »Wenn der Frieden irgendwo gebrochen wird, ist der Frieden aller Länder überall in Gefahr.« (…) Vor lediglich zwei Jahrzehnten war die Welt ideologisch und ökonomisch gespalten, und ihre Sicherheit wurde durch das gewaltige strategische Potential der beiden Supermächte gewährleistet. Die globale Konfrontation drängte die brennendsten ökonomischen und sozialen Fragen an den Rand der internationalen Beziehungen und deren Tagesordnung. Und wie jeder Krieg ließ uns der »Kalte Krieg« »nichtgezündete Munition« zurück – bildlich gesprochen. Ich beziehe mich auf ideologische Stereotypen, doppelte Standards und andere Schablonen des Blockdenkens. (…)


Die nach dem »Kalten Krieg« vorgeschlagene unipolare Welt ist nicht entstanden. (…) Jedoch was ist eine unipolare Welt? Wenn jemand diesen Terminus erläuterte, müßte er zwangsläufig zu einem einzigen Ergebnis kommen: Das bedeutet ein einziges Machtzentrum, ein einziges Kraftzentrum, ein einziges Entscheidungszentrum. Das ist die Welt eines einzigen Herrn, eines einzigen Souveräns. Und das ist letztlich nicht nur für alle gefährlich, die sich innerhalb dieses Systems befinden, sondern auch für den Souverän, weil ihn das von innen zerstört. (…)

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