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Aus: Ausgabe vom 26.02.2013, Seite 3 / Schwerpunkt

Waffenruhe: Zweifelhafte Partner

Nach monatelangen Kämpfen im türkisch-syrischen Grenzort Ras Al-Ain (kurdisch: Sere Kaniye) haben sich verschiedene bewaffnete Gruppen auf einen Waffenstillstand geeinigt. Die kurdischen Volksverteidigungseinheiten, die auf syrischer Seite verschiedene Gebiete im Grenzgebiet zur Türkei kontrolliert haben, waren von Kämpfern verschiedener Couleur mehrfach angegriffen worden. Nach mehreren vergeblichen Versuchen am 17. Februar soll sich nun die Partei der Demokratischen Einheit (YPG) mit Vertretern der »Freien Syrischen Armee« (FSA) darauf geeinigt haben, daß alle bewaffneten Kräfte aus Ras Al-Ain (Sere Kaniye) zurückgezogen werden.

Vermittelt wurde die Vereinbarung durch Michel Kilo vom oppositionellen Syrischen Demokratischen Forum. Der bekannte Oppositionelle, der seit über einem Jahr in Paris lebt, hatte mehrmals versucht, zwischen den gegnerischen Seiten zu schlichten. Das nun vorliegende Abkommen umfaßt elf Punkte und sieht neben dem Abzug der bewaffneten Gruppen die Bildung eines Ausschusses vor, der die Einhaltung des Abkommens überwachen soll. Ein noch zu gründender »ziviler Rat«, in dem alle »Völker Syriens« vertreten sein sollen, soll die Kontrolle der Grenze in die Türkei übernehmen. Zudem werden gemeinsame Kontrollpunkte um den Ort Ras Al-Ain errichtet. Nach Angabe von Michel Kilo, der sich nach der Vereinbarung gegenüber der französischen Nachrichtenagentur AFP äußerte, hätten auch islamistische Gruppen wie die Guraba Al-Sham erklärt, sich an das Abkommen halten zu wollen. Auch die Al Qaida zugerechnte Al-Nusra-Front habe an den Verhandlungen teilgenommen und Zustimmung signalisiert.

Die Al-Nusra-Front hat für eine Reihe von schweren Anschlägen in Syrien, denen Hunderte Menschen zum Opfer fielen, die Verantwortung übernommen. Die USA hat die Gruppe auf die Liste »terroristischer Organisationen« gesetzt.

Der Vorsitzende des Ende 2012 in der Türkei gegründeten Obersten Militärrates der Aufständischen, General Selim Idriss, erklärte gegenüber der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu (20.2.2013), die Führung der »FSA« erkenne das Abkommen nicht an. (kl)

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