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Aus: Ausgabe vom 25.04.2012, Seite 3 / Schwerpunkt

Hintergrund: Unión Patriótica

Der Patriotische Marsch und der Patriotische Nationalrat sind nicht der erste Versuch in Kolumbien, eine breite legale Linkspartei zu schaffen. 1985 wurde als Ergebnis eines Friedensprozesses zwischen der damaligen Regierung von Präsident Belisario Betancur und den Revolutionären Streitkräften Kolumbiens (FARC) die Unión Patriótica (Patriotische Union, UP) gegründet. Diese sollte den Weg zu einer legalen politischen Beteiligung der kolumbianischen Linken öffnen. Bei den Präsidentschaftswahlen 1986 konnte sie mit ihrem Kandidaten Jaime Pardo Leal 4,6 Prozent der Stimmen erlangen und wurde damit drittstärkste politische Kraft.

Als Reaktion darauf entfesselten die Sicherheitskräfte des Staates, paramilitärische Gruppen und Drogenbanden einen Krieg gegen die neue Partei. Tausende Mitglieder, zwei Präsidentschaftskandidaten, unter ihnen Jaime Pardo Leal, 21 Abgeordnete, 70 Stadträte und elf Bürgermeister fielen dem Terror zum Opfer. Die UP wurde physisch nahezu ausgerottet, auch wenn sie formell bis heute existiert. In der Folge scheiterte der gesamte Friedensprozeß, so daß die FARC zum bewaffneten Kampf zurückkehrten.

Die damaligen Erfahrungen sind den heutigen Unterstützern des Patriotischen Marsches durchaus bewußt, auch wenn sie Vergleiche zurückweisen. Die UP sei aus Verhandlungen zwischen der Guerilla und der Regierung entstanden, während der jüngste Zusammenschluß das Ergebnis der Anstrengungen zahlreicher Basisorganisationen sei. »Die FARC sind nicht unser politischer Chef«, unterstrich Andrés Gil, einer der Sprecher des Patriotischen Marsches, gegenüber Journalisten. Es könne zwar sein, daß frühere Mitglieder der UP, die den schmutzigen Krieg überlebt haben, heute im Marsch aktiv seien, »aber er ist nicht die UP«.

(scha)

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