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Aus: Ausgabe vom 01.03.2012, Seite 15 / Natur & Wissenschaft

Geld ist böse

Reiche lügen und betrügen häufiger, nehmen anderen im Straßenverkehr auch öfter die Vorfahrt. Das ergaben sieben Experimente, die Forscher aus den USA in der aktuellen Ausgabe der Proceedings of the National Academy of Sciences vorstellen. Das Team um Paul Piff von der University of California in Berkeley observierte eine Kreuzung in San Francisco, an der teurere Autos häufiger die Vorfahrt nahmen und seltener für Fußgänger bremsten, die an einem Zebrastreifen warteten. Bei einem Spiel, bei dem Geld zu gewinnen war, betrogen reiche Probanden häufiger. Nach eigenen Angaben lügen sie auch bei Vorstellungsgesprächen öfter, würden in einer hypothetischen Situation eher Kopierpapier aus dem Büro mitnehmen, illegal Software kopieren oder ein Konkurrenzunternehmen ausspionieren. Im übrigen tendierten sie stärker dazu, irrtümlich erhaltenes Wechselgeld einzubehalten. Und wenn die Forscher den Probanden Bonbons anboten, die ausdrücklich für Kinder im Nachbarlabor bestimmt waren, griffen die Reichen in der Regel häufiger zu. Ärmere sollten es nötiger haben, sich Vorteile zu erschummeln, schreiben die Autoren, wichtiger sei aber wohl die Einstellung der Probanden zum Gierigsein: »Eine wirtschaftliche Ausbildung mit dem Fokus auf der Maximierung von Eigeninteressen mag Menschen dazu bringen, Gier als positiv und förderlich zu sehen.«

(dapd/jW)

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