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Aus: Ausgabe vom 01.02.2012, Seite 3 / Schwerpunkt

Hintergrund: Bauerngemeinden und Bergbau

Von Anne Grit Bernhardt
Es gibt auch Bergbauprojekte, die in Einklang mit den Bauerngemeinden vor Ort funktionieren, erklärte der peruanische Präsident Ollanta Humala am Freitag gegenüber der Tageszeitung La Republica. Als Beispiel nannte er Las Bambas. Wie gut verstehen sich die Bauern dort wirklich mit dem Minenbetreiber Xstrata? In den nächsten zwei Dekaden will die Schweizer Firma Kupfer und andere Metalle im südperuanischen Departement Apurímac abbauen. Die Metalle sollen über ein 206 Kilometer langes Rohrsystem in das benachbarte Departement Cuzco transportiert werden. Das ist der für das Unternehmen billigste Weg, aber er gefährdet 25 traditionelle Bauerngemeinden, die im Gebiet leben.

Ab 2014 sollen in der Region Cotabambas (Apurímac) aus drei großen Tagebauen Kupfer und andere Metalle abgebaut werden. Die Metalle – kleingeschlagen, gemahlen und anschließend mit Flüssigkeit gemischt – sollen über ein Rohrsystem bis zur Region Espinar (Cuzco) geleitet werden. Dort sollen die Metalle wieder voneinander getrennt werden. Per Zug und LKW sollen sie schließlich zur Küste gebracht und von dort ins Ausland exportiert werden.

Die Umweltverträglichkeitsstudie des Projektes wurde im März 2011 genehmigt. Sie enthält auch Angaben über die betroffenen Bauerngemeinden. Die Gemeinde Fuerabamba, die genau über den Metallreserven liegt, soll umgesiedelt werden. Rund 300 Familien sind davon betroffen. Mit weiteren 19 Gemeinden soll wegen des Pipelinebaus verhandelt werden. Weitere drei Gemeinden liegen im Gebiet der Wasserreservoirs, die Xstrata für die Metallgewinnung bauen lassen will, weitere zwei liegen dem Bau der Zufahrtsstraßen im Weg. Vom Ausgang der Verhandlungen mit diesen Bauerngemeinden hängt auch die zukünftige Beziehung zwischen Xstata und der örtlichen Bevölkerung ab. Diese hat bereits jetzt Zweifel am Projekt. Vor allem die 206 Kilometer lange Rohrleitung zum Transport der Metalle wird kritisch gesehen. 25 Liter Wasser-Metall-Gemisch sollen pro Sekunde durch die Rohre gepumpt werden. Das sind bis zu 5144 Tonnen Metall täglich. Die Rohre führen durch unwegsames und erdbebengefährdetes Gelände. Die Angst der Bevölkerung, die Rohre könnten brechen und ihr Inhalt die Wasserquellen gefährden, ist berechtigt.

»Die Rohrleitung wird 48 lokale Wassereinzugsgebiete überqueren«, sagt Chemie­ingenieurin Mariluz Chávez und fügt hinzu: »Bei hohem Druck kann der Stahl reißen, und das kann zu Lecks führen.« Beispiele aus zahlreichen Ländern zeigen, daß das eine reale Gefahr ist.

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