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Aus: Ausgabe vom 20.10.2011, Seite 15 / Natur & Wissenschaft

Immer Katastrophe

Kinder von gestreßten Eltern laufen Gefahr, in ihrer emotionalen Entwicklung bis ins Erwachsenenalter hinein auf dem Stand eines Einjährigen zu verharren – behauptet der Bonner Kinderpsychiater Michael Winterhoff in einem Interview mit dem Kölner Stadt-Anzeiger (Dienstagausgabe). »Die Kinder sind nicht in der Lage Zusammenhänge zu erkennen. Sie können nicht aus Konflikten lernen. Sich nicht in andere einfühlen.« Schuld sei seiner Meinung nach die permanente Erreichbarkeit der Eltern. »Im Fernsehen sind wir bei allen Katastrophen in der Welt live dabei. Halbstündlich. Auf allen Kanälen. Für unsere Psyche bedeutet das: Wir sind mittendrin. Die Psyche stellt sich um auf Katastrophe.« Intuitive Kindererziehung könne in diesem Modus nicht mehr stattfinden. »Wir versuchen nur noch zu retten, was zu retten ist.« Als Kontrastprogramm schlägt Winterhoff fünf Tage Kloster vor. Oder fünf Stunden Waldspaziergang allein und ohne Ziel.

(ots/jW)

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