Aus: Ausgabe vom 09.12.2010, Seite 13	/ Feuilleton
Langer
										Heute wird die Rechtsanwältin Felicia Langer, die sowohl den
Holocaust als auch im sowjetischen Exil den Stalinismus
überlebte, 80 Jahre alt. 1950 wanderte sie nach Israel aus und
wurde dort berühmt, als sie nach dem Sechstagekrieg 1967
Palästinenser und israelische Kriegsdienstverweigerer vor
israelischen Militärgerichten verteidigte. Diese
Tätigkeit wurde ihr 1977 untersagt, sie durfte nur noch
Palästinenser in den besetzten Gebieten verteidigen. 1990
schloß sie dann ihre Praxis und zog nach Deutschland, dem
Land der Mörder eines Teils ihrer polnisch-jüdischen
Familie. 2009 nahm sie die deutsche Staatsbürgerschaft an und
bekam von Bundespräsident Horst Köhler das
Bundesverdienstkreuz verliehen. Er würdigte damit Langers
Engagement »für Frieden und Gerechtigkeit sowie für
die Wahrung der Menschenrechte«. Daraufhin kündigten
Arno Lustiger, Ralph Giordano und Arno Hamburger an, ihre
Bundesverdienstkreuze zurückgeben zu wollen, falls Langer ihr
Bundesverdienstkreuz annehme. Sie sei dessen nicht würdig,
denn sie sei eine langjährige »Feindin Israels«,
wie Giordano mutmaßte. Langer antwortete, daß sie nicht
für die Palästinenser, sondern auch für die Israelis
Gutes tun wolle. Sie nahm den Preis an. Was aus den anderen drei
Bundesverdienstkreuzen wurde, ist nicht bekannt. (jW)				
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