Gegründet 1947 Freitag, 26. April 2024, Nr. 98
Die junge Welt wird von 2751 GenossInnen herausgegeben
Aus: Ausgabe vom 19.07.2008, Seite 3 / Schwerpunkt

Hintergrund: Wartungsintervalle

Die Angaben zu den Wartungsintervallen der ICE-Züge sind unterschiedlich. Letzten Endes muß von der Deutschen Bahn AG und vom Eisenbahn-Bundesamt gefordert werden, das Auf und Ab der Wartungsintervalle zu dokumentieren und zu begründen. Bekannt ist, daß es nach dem Eschede-Unglück im Juni 1998 relativ strikte Vorgaben gab, daß diese bereits im Zeitraum 1999 bis 2003 verwässert wurden und daß dann im Juni 2003 die Sicherheitsstandards mit dem »Projekt Express« massiv abgebaut wurden. Damals erklärte übrigens Hartmut Buyken vom Fahrgastverband pro Bahn: »Hier drängt sich der Verdacht auf, daß auf Kosten der Sicherheit gespart wird.« Es handle sich um ein »viel zu riskantes Vorhaben«. Für diese verschlechterten Wartungsintervalle sprach nur ein einziges Argument: Ausgaben sparen, um die Braut Bahn hübsch für die Börse zu machen. Unter dem Aspekt Sicherheit hätte eher eine entgegengesetzte Politik Sinn gemacht. In den Worten eines Bahn-Angestellten am 19. Mai 2003 auf einer Betriebsversammlung im Hamburger Betriebswerk: »Ein Zug, der nun bereits 13 Jahre alt ist«, gemeint war der ICE-1, »muß nicht seltener, sondern häufiger gewartet werden.«

Optimal wäre eine ständige Überwachung der sicherheitsrelevanten Komponenten an den Zügen selbst. Beim Eurostar und beim französischen TGV wird dies teilweise bereits getan (vgl. junge Welt vom 14.7.).


Auch die Deutsche Bahn ist damit vertraut. So berichtet die Internetspezialseite hochgeschwindigkeitszuege.com wie folgt: »Seit 1999 arbeiten Techniker des Forschungs- und Technologiezentrums der Bahn (...) an der Entwicklung eines Frühwarnsystems, das Schäden an den ICEs bereits im Frühstadium erkennen soll. Etwa 40 Beschleunigungssensoren an jedem Drehgestell messen dafür die Schwingungen und Vibrationen der Bauteile. Aus der Veränderung des Schwingungsverhaltens kann man Rückschlüsse auf Materialermüdung ziehen. Trotz variierendem Gleisoberbau soll es einwandfrei funktionieren, was Testfahrten mit einem modifizierten ICE-2-Mittelwagen bewiesen.« (ww)

Mehr aus: Schwerpunkt