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Leserbrief zum Artikel Wagenknecht wittert Manöver vom 10.04.2021:

Scheitern nicht provozieren

In den 70er Jahren studierte ich in Hamburg Germanistik und politische Wissenschaft. In den Seminaren herrschte ein nebulöser linker Konsensus vor. Mit Plattitüden wie: »Man« müsse dies dialektisch sehen u. ä., wurde in der Diskussion verdeckt, dass die Bücher und Seminarpapiere nicht oder nur unzureichend gelesen worden waren – seinen Senf gab jede und jeder dazu. Und jetzt zu Sahra Wagenknecht: Einen Auszug habe ich auch schon zu lesen bekommen, und der Begriff »linkskonservativ« ist in der Tat zumindest auf den ersten Blick irritierend. Aber statt wie auf Pawlowsche Reflexweise gleich auf Sahra Wagenknecht loszugehen, wäre es gut, die Dinge, die sie schreibt, erst mal zu lesen und zu reflektieren. Interessant ist ja, dass die Wählerschaft der Partei Die Linke Sahra Wagenkecht ganz anders wahrnimmt. Wer an den Informationsständen steht, bekam und bekommt häufiger zu hören: »Grüßt mir Sahra Wagenknecht«, oder: »Was ihr mit Sahra macht, finde ich nicht gut.« Menschen, die mir sagten: »Grüßt mir Katja Kipping«, oder auch: »... Ulla Jelpke«, bin ich nie begegnet. Dies bedeutet keineswegs, dass eine Sahra Wagenknecht unangreifbar ist, aber wenn sie angegriffen wird, dann bitte nicht so. Mit ihrer Kritik am Finanzkapitalismus als einem zentralen Thema werden in der Öffentlichkeit nur zwei wahrgenommen: Fabio De Masi und Sahra Wagenknecht. Der erste hat resigniert und kandidiert nicht mehr. Die zweite droht jetzt sogar mit ihrer Kandidatur für den Bundestag zu scheitern, was schnell zum Scheitern der Partei die Linke bei der Wahl im September führen kann …
Ralf Peters