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Leserbriefe

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Leserbrief zum Artikel Programmtips: Vorschlag vom 16.11.2020:

Gebrauch edler Worte

»Friedrich Engels, der den einfachen Arbeiter nie mit Hochmut und stets warmherzigst betrachtet hat, hätte dies allemal getan«, schreibt Leser Ronald Brunkhorst in seinem Onlineleserbrief zu den Programmvorschlägen. Bei aller persönlichen Wertschätzung und Hochachtung Friedrich Engels jun. gegenüber, sehe ich mich dennoch dringend veranlasst, darauf hinzuweisen, dass eine solche These einer kritischen geschichtswissenschaftlichen Überprüfung nicht so ganz standhält. Dies gilt in ganz besonderer Weise für den jungen Engels und sein mehr als nur ambivalentes Verhältnis zu den »Irländern«. »Wie es der Milesier [Ire] zu Hause gewohnt war, schüttet er auch hier allen Unrat und Abfall vor die Haustüre und bringt dadurch die Pfützen und Kothaufen zusammen, die die Arbeiterviertel verunzieren und ihre Luft verpesten. […] Und was dabei für ein Schmutz, für eine Unwohnlichkeit in den Häusern selbst herrscht, davon kann man sich keine Vorstellung machen. […] Der südliche, leichtsinnige Charakter des Irländers, seine Rohheit, die ihn wenig über einen Wilden stellt, seine Verachtung aller menschlicheren Genüsse, deren er eben wegen dieser Rohheit unfähig ist, sein Schmutz und seine Armut, alles das begünstigt bei ihm die Trunksucht – die Versuchung ist zu groß, er kann ihr nicht widerstehen, und sowie er Geld bekommt, muss er’s durch die Kehle jagen. […] Mit einem solchen Konkurrenten hat der englische Arbeiter zu kämpfen – mit einem Konkurrenten, der auf der niedrigsten Stufe steht, die in einem zivilisierten Lande überhaupt möglich ist, und der deshalb auch weniger Lohn braucht als irgendein andrer.« (Vgl. Friedrich Engels: Die Lage der arbeitenden Klasse in England. Nach eigener Anschauung und authentischen Quellen, Leipzig 1845, in: MEW, Bd. 2, S. 320-320) Analog die (zumindest temporäre) Sichtweise der beiden groß- bzw. bildungsbürgerlichen Sprösslinge Karl Marx und Friedrich Engels in bezug auf das »Lumpenproletariat«: »Das Lumpenproletariat, diese passive Verfaulung der unteren Schichten der alten Gesellschaft, wird durch eine proletarische Revolution stellenweise in die Bewegung hineingeschleudert, seiner ganzen Lebenslage nach wird es bereitwilliger sein, sich zu reaktionären Umtrieben erkaufen zu lassen.« (Karl Marx/Friedrich Engels: Manifest der Kommunistischen Partei, Dietz Verlag Berlin (DDR), 1980, S. 30) Noch eine andere Kostprobe gefällig? Voilà: »Noch eins ist gut zu merken bei Irland: nie einen Irländer – Politiker – unbedingt loben, sich mit ihm solidarisch machen, bis er tot ist. Keltisches Blut und gewohnheitsmäßige Bauernausbeutung (und davon allein leben ja in Irland alle ›gebildeten‹ Stände, besonders aber die Advokaten) machen die Irländer politischen Standes zur Korruption sehr geneigt.« (Engels an Bernstein, 26. Juni 1882. MEW Bd. 35, S. 339–340)
Reinhard Hopp
Weitere Leserbriefe zu diesem Artikel:
  • Karl Marx und Clint Eastwood nicht vergessen ...

    Natürlich hätte die mitternächtliche Ausstrahlung des dann kostenfreien Films »Der junge Karl Marx« auf SWR im Vorfeld des 200. Geburtstages von Friedrich Engels bei den TV-Vorschlägen der jungen Welt...
    Ronald Brunkhorst, Kassel