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Leserbriefe

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Leserbrief zum Artikel Erinnerungspolitik: Die »Trostfrau« von Moabit vom 15.10.2020:

Das Schweigen muss überwunden werden

Eingeladen vom Korea-Verband, dessen Mitglied ich als einzige deutsche Korea-Spezialistin seit Jahren bin, habe ich am 10. Oktober an der feierlichen Aufstellung eines Denkmals für die im Zweiten Weltkrieg von der japanischen Soldateska missbrauchten »Trostfrauen« teilgenommen. Etwa 200 bis 250 Berliner aus Ost und West waren zu der Aufstellung des Denkmals in Moabit gekommen und hatten alle Auftretenden mit viel Beifall begrüßt. Die Mehrheit der Anwesenden waren koreanische Frauen und ihre Familien, aber auch Vertreterinnen des Verbandes in Berlin lebender japanischer Frauen und junge Männer aus verschiedenen Berliner Friedensgruppen traten auf: Die Veranstaltung wurde anfangs von der Öffentlichkeit kaum beachtet. Erst als der Berliner Senat sich ab Mitte der Woche von der japanischen Botschaft dazu erpressen ließ, vom Korea-Verband den Abbau des Denkmals zu verlangen, und dieser dagegen Widerspruch einlegte, reagieren jW und eine ganze Reihe anderer Berliner Zeitungen. Dank meiner langjährigen Zusammenarbeit mit dem Korea-Verband weiß ich nämlich, dass es alle Berliner Koreaner und andere in Deutschland lebende Landsleute sehr ernst mit ihrer Sorge um Sicherheit und Frieden auf der koreanischen Halbinsel meinen und unbedingt die Umwandlung des nun 70 Jahre währenden Waffenstillstandabkommens anstreben, um endlich einen auch von den ehemaligen Kolonialherren nicht mehr zu störenden Frieden für ihr Land zu erreichen. Und dazu gehört mindestens auch die Überwindung des Schweigens über die im Zweiten Weltkrieg von den mit Hitler verbündeten japanischen Imperialisten an den Tausenden unschuldigen jungen Mädchen und Frauen nicht nur aus Korea, sondern auch aus vielen anderen asiatischen Ländern. Wenn die jetzige japanische Regierung das durch den Einspruch gegen dieses Gedenken an die weltweit beekannten japanischen Kriegsverbrechen verhindern will, dann kann man das nur mit einem Versuch gleichsetzen, die von Hitler angezettelten millionenfachen Morde an den Juden zu leugnen. Und ich bin zutiefst überzeugt, dass es heute keine deutsche Regierung wagen würde, einen solchen Versuch auch nur in Erwägung zu ziehen. Deshalb begrüße ich aus vollem Herzen den Protest der jW und anderer Berliner Presseorgane.
Prof. Helga Picht, Bernau
Veröffentlicht in der jungen Welt am 22.10.2020.
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