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Leserbrief zum Artikel Serie: Bezahlbar und unkündbar vom 13.10.2020:

Ganze Wahrheit

Der Kontrast zum heutigen Mietwucher kann in der Tat größer nicht sein, jedoch hatten die niedrigen Mieten in der DDR eine Kehrseite: Altbauten verfielen stadtviertelweise. Das ist nun wahrlich nicht neu, wir wissen es alle. Und es gehört zur Wahrheit! In Cottbus zum Beispiel wurde eine städtebaulich wichtige Zeile von Gründerzeit- und Jugendstilhäusern nur erhalten, weil die »Wende« kam. Der historische Kern von Greifswald sollte durch Betonbauten ersetzt werden, das Andreasviertel in Erfurt war dem Verfall preisgegeben … Wenn die meisten Medien ausschließlich die negativen Seiten der DDR hervorheben, so sollte die junge Welt nicht das extreme Gegenteil tun, sondern der ganzen Wahrheit verpflichtet sein. Der Glaubwürdigkeit wegen! Der Kampf um bezahlbare Mieten muss gerade deshalb weitergehen.
Rudolf Sittner, Cottbus

Kommentar jW:

Auf den Leserbrief antwortete Christoph Popp:

Wenn es um Kehrseiten geht, gibt es noch etwas, das man nicht unbeachtet lassen darf. Wir wohnten in der Feuerbachstraße in Leipzig in einem Haus, das saniert werden sollte, aber in Westdeutschland lebende Eigentümer lehnten ab. Dafür gab es viele Beispiele.

Reinhardt Silbermann aus Hamburg merkt an:

Der Leserbriefautor merkt an, dass durch die Konterrevolution (bei ihm »Wende«) endlich die Bausubstanz im Okkupationsgebiet DDR geschützt und saniert wurde. Er suggeriert damit, dass die neue kapitalistische »Ordnung« letztlich positiv war. Der Autor hat anscheinend keine Ahnung, wie es in den Jahrzehnten vorher in der BRD zuging. Nicht umsonst wird meine Vaterstadt Hamburg auch »Freie und Abrissstadt Hamburg« genannt. In einer wahren Abrissorgie (so bürgerliche Stimmen) wurden historische Gebäude dem Kommerz geopfert. Eine Auflistung würde diesen Leserbrief sprengen. Tatsache ist auch, dass Städteplaner in Ost und West sich wohl mit dem gleichen Betonvirus infiziert hatten. Festzustellen ist aber, dass in der BRD kapitalistische Kommerzinteressen (zum Beispiel Altonaer Bahnhof!) den Vorrang hatten und haben. Und da sind wir bei der eigentlichen Kernfrage: »Wem nützt es?«

Veröffentlicht in der jungen Welt am 14.10.2020.
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