Leserbrief zum Artikel UN-Vermittler für Libyen reicht Kündigung ein
vom 03.03.2020:
Koloniale Barbarei
Heute steht fest: Der kriegerische Überfall Libyens durch USA, Frankreich und Großbritannien im Jahr 2011 und die Ermordung Ghaddafis waren gegen die afrikanische Einheit und Unabhängigkeit von den alten Kolonialmächten gerichtet, die weiter Zugriff haben wollten auf die Ressourcen des reichen Landes. Da halfen nur Bomben und Granaten. Bereits kurz nach 2000 hatten die USA begonnen, ein »Africa Command« aufzubauen, fanden dafür aber keinen afrikanischen Partner. Die deutsche Regierung sprang ein: Seit 2008 logiert Africom in Stuttgart und koordiniert von dort Krieg, illegale Tötungen durch Kampfdrohnen und Einsätze von Spezialkommandos zwischen Mittelmeer und Südafrika. Je instabiler die Lage, desto käuflicher einheimische Cliquen. Ihnen attestiert zugleich der hiesige Mainstream unentwegt Korruption, Unfähigkeit und Katastrophenpolitik – ein geschlossener Kreislauf, der verlässlich Tod, Armut und Flucht produziert. Kein Kapitalismus ohne Barbarei, wie bereits Karl Marx feststellte.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 23.03.2020.