Leserbrief zum Artikel Reichstagsbrand: Einzeltäter im Dutzend
vom 27.07.2019:
Frisch vom Frisör
Die Tathergangsvariante, van der Lubbe sei erst nach erfolgter Brandlegung in den Reichstag verbracht worden, stand schon lange im Raum und kann nunmehr als belegt gelten. Er hätte sich im nächtlich dunklen Gebäude angesichts seiner schweren Sehbehinderung bei nur fackelartiger Beleuchtung auch gar nicht orientieren können. Einerseits soll er hierzu seine Jacke entflammt haben, andererseits zeigen ihn die angeblich in der Tatnacht aufgenommenen Polizeifotos mit der Jacke. Insgesamt sieht er da aus »wie frisch vom Frisör«, obwohl er nach entbehrungsreicher Wanderung von Leiden nach Berlin rund zwei Wochen – ohne Reisegepäck und Rasierapparat – im Nachtasyl verbracht haben soll. Es ist also denkbar, dass er sich bereits längere Zeit vor der Tatnacht im SA-Gewahrsam befand und die Fotos vor dem Brand gefertigt worden waren.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 30.07.2019.