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Leserbrief zum Artikel Politische Soziologie der »Wende«: »Der Osten wird vom Westen verwaltet und beherrscht« vom 13.07.2019:

Dreinschicken

Sehr gutes Interview! Jetzt wäre allerdings die Frage, wie man sich den Übergang vorzustellen hat von (verkürzt) Treuhandopfer zu (verkürzt) Wählern die »Antisemiten, Rassisten, Chauvinisten und Nationalisten hinterhertrotten«.
Meine These wäre ein oft übersehenes Detail als Bedingung, nämlich, dass sich die ostdeutschen Entrechteten mit ihrer Deklassierung abgefunden haben, dass sie sich dreinschicken, dass sie die Hoffnung haben fahren lassen, das könne sich noch einmal ändern.
Erst die Akzeptanz der eigenen Zweitklassigkeit erzeugt den Furor, darauf zu bestehen, dass andere (hier die Migrantinnen) dritter Klasse und auch bitteschön so zu behandeln seien. (Wir kennen das von den »Coloured« gegenüber den »Blacks« im südlichen Apartheidsafrika. Und wir wissen von jedem Streik, dass sofort der Rassismus im Betrieb nachlässt, wenn das Sichdreinschicken einmal kurz unterbrochen wird.)
Vielleicht deshalb auch die zeitliche Verzögerung zwischen Abwicklung und »AfD« (Herrlich, Milevs »AfD« für die »Allianz für Deutschland«! Vielleicht ist die heutige AfD so gesehen tatsächlich Erfüllung, Triumph und [verkehrte] Rache der damaligen.), vielleicht erwuchs Pegida deshalb auch aus einer Phase scheinbarer Befriedung des Ostens.
Jedenfalls erhellt dieses Detail meines Erachtens den Zusammenhang zu den Wechselläufen des Klassenkampfs, wie auch den Aufgaben und Versäumnissen darin.
Und daraus ergeben sich viele Anschlussfragen, zum Beispiel: Wieso erwarten wir Solidarität gerade von den dauer- und massenhaft im Stich Gelassenen? So gesehen erfüllte und bestätigte der Rassismus im Osten erst den historischen Sieg der Bourgeoisie über den Versuch eines Arbeiter- und Bauernstaats.
Clemens Messerschmid, Ramallah
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