Leserbrief zum Artikel Hasskampagne: Historiker ausgeladen
vom 30.03.2019:
Fehler gemacht
Wenn es in der Vergangenheit darum ging, der Hetz- und Verleumdungskampagne der Netanjahu-Freunde in der Stadt entgegenzutreten, so befanden sich aktive Mitglieder der ATTAC-Regionalgruppe Oldenburg dabei zumeist an vorderster Front: Als vor circa zwei Jahren ein Lehrer und örtlicher Aktivist des BDS infolge dieser Hetze vor die Schulbehörde zitiert wurde und ein Berufsverbot drohte, war es ein Mitglied von ATTAC Oldenburg, das eine große Veranstaltung gegen Rufmord mit dem Bundestagsabgeordneten der Linken Wolfgang Gehrke organisierte. In zahlreichen Leserbriefen in der örtlichen Presse haben ATTAC-Mitglieder Stellung bezogen gegen die vor allem von der DIG und ihren Bodentruppen aus dem Spektrum der »Antideutschen« ausgehenden Verunglimpfungen und Bedrohungen Andersdenkender. Ich selbst habe gerade die Linkspartei verlassen, weil sich die Kreisorganisation Oldenburg offensichtlich nicht in der Lage sah, zu verhindern, dass sich Teile ihrer Fraktion an der bösartigen Diffamierungskampagne beteiligen, die die gesellschaftliche Ausgrenzung und Kriminalisierung von Gegnern der israelischen Regierungspolitik zum Ziel hat.
Die aktuelle Ausladung von Herrn Zuckermann hatte also weder etwas mit »vorauseilendem Gehorsam gegenüber Netanjahus Pressuregroups in SPD und der Linken« zu tun noch etwa damit, dass Herr Zuckermann inzwischen »ein rotes Tuch« für uns geworden sei. Sie gründet allein darauf, dass sich bei einem Teil unserer Aktivisten Bedenken eingestellt hatten, in der aktuell sehr zugespitzten Situation in Oldenburg würde eine solche Veranstaltung eventuell nicht von allen, vor allem auch den neu zu uns gestoßenen Mitstreitern, mitgetragen und könnte so zu einer Schwächung der Gruppe führen könnte. Da in unserer Gruppe das Konsensprinzip gilt, haben wir letztendlich von der Durchführung der Veranstaltung abgesehen. Unser Hauptfehler hat also vor allem darin bestanden, vor der Einladung von Herrn Zuckermann das Kräftepotential unserer Gruppe nicht richtig eingeschätzt zu haben.
Natürlich ist der Vorgang ausgesprochen peinlich für unsere Regionalgruppe, und wir können uns bei Herrn Zuckermann nur entschuldigen, dem der Vorgang so vorkommen kann, als habe ATTAC Oldenburg die Seite gewechselt. Dem ist aber mit Sicherheit nicht so!
Wir haben also einen Fehler gemacht! Das sollte nun jedoch nicht dazu führen, die linken Kräfte in unserer Stadt durch unbegründete Verdächtigungen weiter zu schwächen.
Kommentar jW:
Zu der Diskussion ist eine Stellungnahme der Autorin in Vorbereitung, die in der Druckausgabe erscheint. (jW)