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Leserbrief zum Artikel INF-Vertrag: Pistole auf die Brust vom 02.02.2019:

Mit Geschick verhandeln

Wer damals nach dem Zweiten Weltkrieg, dem Abwurf der Atombombe, dem Korea-Feldzug und dem Vietnamkrieg geglaubt hatte, die Menschheit sei genügend durch die Grausamkeiten des Krieges gezeichnet, sieht sich sehr schnell eines Besseren belehrt. Die beiden Blöcke des Warschauer Paktes sowie der NATO in der direkten Nachkriegszeit gewährleisteten immer noch eine gewisse Stabilität, und man war während dieser Zeit immer noch in der Lage, sich gegenseitig in Schach zu halten. Nun haben die Globalisierung und der multinationale Handelsverkehr es mit sich gebracht, dass sich auch die nukleare Aufrüstung, losgelöst von irgendwelcher Blockbildung, in gefährlicher Weise ausgebreitet hat. Neben den Großmächten USA haben verschiedene andere Staaten auch durch Rüstungsexporte die gesamte Erde in ein Pulverfass verwandelt (…). Die derzeitige Friedens- bzw. Bedrohungssituation erinnert an die Karikatur zum Völkerbund von Arpad Schmidhammer aus den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Dort wird der Weltfrieden von den umgebenen Mächten, in diesem Falle den Nuklearmächten, bedroht. Hier sollte nicht unerwähnt bleiben, dass große Teile der Länder mit Atomwaffen sowie von den USA nuklear erheblich aufgerüstet werden und von amerikanischer Seite dieses Bedrohungspotential sowie diese Gefahrenlage produziert wird. Dies gilt nicht nur für die Atomwaffen an sich, dies gilt auch für das benötigte Know-how. Weiterhin sollte einmal erwähnt werden, dass Herr Bolton als Befürworter dieses Austrittes seine Karriere während des Kalten Krieges gemacht hat und erheblich von ewiger Spannungslage profitiert hat. Es handelt sich hier auch nicht mehr um eine Politik des »America first«, hier wird seitens Amerikas der Weltfrieden erheblich gefährdet, und Donald Trump sollte sich im klaren darüber sein, sollte es in irgendeiner Form zu Kampfhandlungen mit nuklearem Potential kommen, wird Amerika im nächsten Krieg territorial in Mitleidenschaft gezogen. Im Ersten und im Zweiten Weltkrieg, im Korea- und im Vietnamkrieg sowie in den Kriegen im Nahen Osten konnte Amerika seine Kriegspolitik noch exportieren und ökonomisch von profitieren, was in der nächsten Kriegssituation nicht mehr der Fall sein wird. Ein weiterer Teil zur Destabilisierung des Ostblocks sowie des Unterganges des Warschauer Pakts als stabiler Gegenpol zum US-Imperialismus ist im antisozialistischen Vaterlandsverrat von Michael Gorbatschow zu suchen. Er hat nicht nur das gesamte Osteuropa destabilisiert, er hat auch das Mutterland der sozialistischen Revolution zerrissen. Die Meinung von Herrn Trump, man sei in der Vergangenheit unfair behandelt worden, und Verträge seien alleine zum Nachteil der eigenen Nation beschlossen worden, hat hier in Deutschland im letzten Jahrhundert schon ein Politiker vertreten, die Folgen waren verheerend. Bilder des Zweiten Weltkrieges sollten, losgelöst von der Erwähnung des Verursachers Deutschland und Japan, hochgehalten werden, und der Nachfolgegeneration sollte klargemacht werden, dass der nächste Krieg in der dreifachen Potenz grausamer sein wird. Bedauerlich ist das Verhalten der deutschen Bundesregierung, weiter Teile der deutschen Politik sowie der deutschen Wirtschaft. Gerade in Deutschland hat man im vergangenen Jahrhundert zweimalig viele Parteimitglieder wegen ihres Mitläufertums und wegen mangelnder Zivilcourage angeklagt. Derzeitig beklagt man sich, dass viele auch junge Menschen aus Frust falschen Fahnen hinterherlaufen. Aber wenn Donald Trump ihnen droht, beugen sie sich dem amerikanischen Druck und sehen sich nicht in der Lage, dieses Spiel mit dem Feuer zu verweigern. Hier meint man derzeitig, es käme das preußische Untertanendenken zutage. Die Wirtschaftsblöcke der EU, der Volksrepublik China, Japans, des Mercosur, von ASEAN und ECOWAS sind so stark, dass sie Amerika durchaus die Stirn bieten und Trump spüren lassen könnten, daß die amerikanischen Handelsbeziehungen in der internationalen Welt keine Einbahnstraße ist und daß Amerika auch auf den Handel mit der Rest Welt angewiesen ist. Wenn die derzeitige amerikanische Regierung nicht in der Lage ist, auf dem diplomatischen Parkett zu agieren, sollte sich zumindest Europa gegenüber Russland den Verhandlungsweg offen halten. Gerade hier in Deutschland hat man schon mehr als einmal bewiesen, dass es möglich ist, mit dem selbstinstallierten Feind im Osten zu verhandeln. Die erzielten Verhandlungsergebnisse nach dem Zweiten Weltkrieg zwischen Deutschland und der einstigen Sowjetunion waren sehr beachtlich. Sehr wichtig sei hier das diplomatische Verhandlungsgeschick einzuhalten und gerechterweise darauf zu achten, dass mit Russland ausschließlich auf gleicher Augenhöhe zu verhandeln ist.
Georg Dovermann, Bonn
Veröffentlicht in der jungen Welt am 05.02.2019.
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