Leserbrief zum Artikel LL-Demo: Wir sind da, und wir bleiben da
vom 09.01.2019:
Nicht aus dem Reagenzglas
Siegfried Kotowski hat mir mit seinem Leserbrief »Nichts begriffen« aus der Seele gesprochen. Danke! Harald Möllers Fragen, warum es zur Niederlage des Sozialismus im Klassenkampf mit dem Imperialismus trotz guter Bildungspolitik kam, ist meines Erachtens nicht auf die Bildung zu beschränken. Der Klassenkampf hat viele Seiten, und die Muttermale der alten Zeit sind zählebiger, als wir wahrhaben wollten. Zudem der Sozialismus nicht aus dem Reagenzglas kommt. Nicht umsonst sprechen wir auch von der Epoche des Übergangs vom Kapitalismus zum Sozialismus. Jähe Wendungen, so sagte es Anfang der ’70er Erich Honecker, sind nicht ausgeschlossen. So war es auch mit der Bourgeoisie, die sich nach mehreren Jahrhunderten noch mit dem Verrat zum Beispiel 1848 dem Adel angedient hat. Für mich war die Bewusstseinsfrage spontan ein Anlass zu folgendem Gedicht
Über das Muttermal aus der Sklavenzeit
Bewusstsein hat einen schönen Klang,
Doch materiell beflügelt
Folgt unsozial es altem Zwang,
Geblendet ungezügelt.
Das Muttermal der alten Zeit,
Im Stillen gut gepflegt,
Nährt Egoismus, alten Neid
Zum Widerspruch bewegt.
So meint das alte Ichgefühl
Ein Besseres zu sein,
Vom Keller bis zum Dachgestühl
Fällt’s selbst auf sich herein.
Versklavt, so wie es immer war,
Hält es die Zeit für günstig,
Nimmt schnell die kurze Freude wahr
Der Dummheit, die ist brünstig.
Das Leben aus der Sklavenzeit,
Genetisch lang erhalten,
Erneuert die Vergangenheit,
Lässt Kapital entfalten.
Dem Widerspruch, der offenbar
Aus Quantitäten spricht
Bewusstseinswandelnd noch sehr rar
Fehlt Masse wie Gewicht.
Gewicht braucht die Persönlichkeit,
Die auch die Aura hat,
Das Muttermal zu tilgen weit
Bis an des Grabes Statt.
Über das Muttermal aus der Sklavenzeit
Bewusstsein hat einen schönen Klang,
Doch materiell beflügelt
Folgt unsozial es altem Zwang,
Geblendet ungezügelt.
Das Muttermal der alten Zeit,
Im Stillen gut gepflegt,
Nährt Egoismus, alten Neid
Zum Widerspruch bewegt.
So meint das alte Ichgefühl
Ein Besseres zu sein,
Vom Keller bis zum Dachgestühl
Fällt’s selbst auf sich herein.
Versklavt, so wie es immer war,
Hält es die Zeit für günstig,
Nimmt schnell die kurze Freude wahr
Der Dummheit, die ist brünstig.
Das Leben aus der Sklavenzeit,
Genetisch lang erhalten,
Erneuert die Vergangenheit,
Lässt Kapital entfalten.
Dem Widerspruch, der offenbar
Aus Quantitäten spricht
Bewusstseinswandelnd noch sehr rar
Fehlt Masse wie Gewicht.
Gewicht braucht die Persönlichkeit,
Die auch die Aura hat,
Das Muttermal zu tilgen weit
Bis an des Grabes Statt.