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Leserbriefe

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Leserbrief zum Artikel LL-Demo: Wir sind da, und wir bleiben da vom 09.01.2019:

Nichts begriffen

Dieser Artikel wirft viele Fragen auf. Er ist eine journalistische Fleißarbeit. Das Wichtigste jedoch fehlt. Wo stand Ellen Brombacher politisch in der Zeit von 1986 bis 12/89 als verantwortliche Sekretärin der SED-BL Berlin, und was berechtigt die Kommunistische Plattform, sich kommunistisch zu nennen? Wenn sie schreibt: »1988 tat die DDR nie das Richtige«, dann ist das, gelinde gesagt, eine bewusste Verklärung der damaligen Situation. Warum? Sie schreibt weiter: »Aber wir neigten ohnehin nicht mehr sehr dazu zu vermitteln und verloren stetig an Einfluss und auch an Glaubwürdigkeit. 1989 begann dann die kurze Strecke der Wende ...« Wer ist denn »wir«? Wieder wird verklärt! Warum? Inzwischen wird vollkommen zu Recht in der jungen Welt immer mehr nicht von der Wende geschrieben, sondern von der Konterrevolution, die im März 1986 mit dem Arbeiterverräter Michail Gorbatschow offensichtlich in enger Zusammenarbeit mit westlichen Geheimdiensten verwirklicht wurde! Nichts mit »kurze Wende«, sondern systematische Beseitigung der sozialistischen Machtstrukturen auch in der DDR, an deren Spitze einflussreiche SED-Kader, angefangen im Politbüro, an der Humboldt-Uni, in der Akademie für Gesellschaftswissenschaften und im staatlichen Rundfunk standen. Sie schreibt: »Der Weg dorthin war geprägt von … unvorstellbarem Opportunismus, welcher seinerzeit mit dem Begriff Wendehals umschrieben wurde.« Wer so etwas schreibt, hat den harten Klassenkampf in dieser Zeit entweder nicht sehen wollen oder versucht sich aus der Verantwortung zu stehlen! Deutlicher gesagt, Gorbatschows Anhänger in der DDR, auch Revisionisten genannt, haben bewusst agiert, um den Sozialismus zu erwürgen! Diese Abkehr vom M/L widerspiegelt sich bis heute in der sogenannten Kommunistischen Plattform! Wer das Herzstück des M/L, die führende Rolle der Arbeiterklasse und einer einheitlichen m/l Partei, negiert, der setzt die revisionistische Linie von Gorbatschow fort! Wer die Notwendigkeit des Kampfes für den Frieden und gegen den Faschismus der Schaffung einer einheitlichen kommunistischen Partei gegenüberstellt, der hat, ob bewusst oder unbewusst, die wichtigste Lehre der Novemberrevolution und ihrer wichtigsten Köpfe, Karl und Rosa, nicht begriffen! Hier stimme ich mit Ellen Brombacher überein: Was für ein Betrug!
Siegfried Kotowski

Kommentar jW:

Auf diesen Leserbrief gibt es eine Antwort:

Betrug hin oder her. Man muss sich trotz alledem fragen: Was haben die DDR und speziell das Bildungssystem der DDR falsch gemacht, dass der Sozialismus sowenig in den ehemaligen DDR-Bürgern präsent ist? Die DDR gab es schließlich circa 40 Jahre lang mit dem entsprechenden Bildungssystem. Das gleiche gilt für die osteuropäischen Staaten. Die Sowjetunion gab es sogar über 70 Jahre, also mehr als zwei Generationen lang. Warum konnte der Sozialismus den Menschen in der überwiegenden Zahl nicht so nahegebracht werden, dass sie ihn für verteidigungswürdig gehalten hätten? Da ist es sicherlich wenig hilfsreich, die westlichen Kapitalisten und deren Hochrüstung dafür verantwortlich zu machen. Eine stabile sozialistische Gemeinschaft, bestehend aus RGW und Warschauer Vertrag, hätte solchen Anfeindungen eigentlich »locker« standhalten müssen. Auch Versprechungen wie der vielzitierte Wahlkampfspruch von Helmut Kohl von den »blühenden Landschaften« hätten nicht gezogen, wenn die DDR-Bürger das Gefühl gehabt hätten, dass diese blühenden Landschaften in der DDR schon vorhanden gewesen wären.
Harald Möller

Veröffentlicht in der jungen Welt am 11.01.2019.
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