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Leserbrief zum Artikel Palästinenserprotest im Gazastreifen vom 29.12.2018:

Dagegen wandte sich auch Amos Oz ...

Die dpa-Meldung ist zweifach fehlerhaft. Die Palästinenser haben ein von der UNO zugesichertes Recht auf Rückkehr. Dafür müssen sie nicht demonstrieren – wohl aber für dessen Verwirklichung! (...) In der sehr einseitigen Darstellung des Beitrags »Palästinensisches Flüchtlingsproblem« in de.wikipedia heißt es: »Israel hat stets darauf hingewiesen, dass die Empfehlung der unverbindlichen Resolution 194 der UN-Generalversammlung lediglich feststellt, den Palästina-Flüchtlingen ›sollte erlaubt werden‹, zum ›frühest möglichen Termin‹ in ihre Heimat zurückzukehren, und dass diese Empfehlung sich nur auf jene bezieht, die ›es wünschen, (...) im Frieden mit ihren Nachbarn zusammenzuleben‹.« (https://de.wikipedia.org/wiki/Palästinensisches_Flüchtlingsproblem)
Das Gegenteil ist den an der Demarkationslinie Demonstrierenden nicht bewiesen worden. 245 haben das Demonstrieren mit dem Leben, Tausende mit schweren Verletzungen bezahlt. Selbst auf medizinische Hilfe Leistende wie die Krankenschwester Razan Al-Najjar wurden gezielt tödliche Schüsse abgegeben. Die Massaker von Sharpeville 1960 oder Soweto 1976 sind damit durchaus vergleichbar.
Dies ist im übrigen keine »Grenze«, da sich Israel vorbehält, »terroristische Bedrohungen« auch bis weit in den Gazastreifen zu bekämpfen, wozu seit jeher auch die Anlage von Feldern oder die Errichtung von Geräteschuppen westlich der »grünen Linie« gehört. Die Vernichtung landwirtschaftlicher Kulturen, wie sie jüngst mit Brandsätzen an Ballons oder Flugdrachen aus Gaza bei Sderoth erfolgte, wird von Israel schon immer angewandt – »um freies Schussfeld zu haben«! (Darüber hat sich international kaum je irgendwer aufgeregt.)
Die früheren Wohnstätten der Palästinenser im heutigen Israel sind in den meisten Fällen nicht neu besiedelt, sondern in Ödland oder Forste verwandelt worden – »Wir nehmen ihnen nichts weg«, hieß es demagogisch; 530 arabische Dörfer und Weiler wurden 1948/49 bis auf die Grundmauern zerstört. Die meisten davon könnten u. a. mit Mitteln aus den Golfstaaten wiederaufgebaut werden. Die aber finanzieren lieber mehrheitlich die Dschihadisten in Syrien ...
Der springende Punkt ist ein anderer (siehe wieder den de.wikipedia-Beitrag): »Aufgrund des Nahostkonflikts sieht es (Israel) die demographische Identität des Staates Israel als jüdischen Staats in Frage gestellt.« Das in Südafrika gescheiterte Apartheidkonzept – »keine Gemeinschaft mit denen!« – liegt der heutigen israelischen Gesellschaft zugrunde!
Dagegen wandte sich übrigens zeitlebens auch Amos Oz, der jüngst verstorbene Mitbegründer von »Peace Now« (»Schalom Achschav«, »Salaam Al-An«).
Volker Wirth, Berlin
Veröffentlicht in der jungen Welt am 02.01.2019.