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Leserbrief zum Artikel Aus Leserbriefen an die Redaktion vom 15.10.2018:

Schwierige Planung

Mag sein, dass es in der Planwirtschaft um die Bedürfnisbefriedigung der Bevölkerung geht. Allerdings stellt sich die Frage, woher die Planenden denn wissen, welche Bedürfnisse die Bevölkerung hat. Woher wissen die Planer denn, wann die Leute Bananen wollen, wann Apfelsinen, wann Äpfel? Geschweige denn, wann eine Heizung defekt ist, wann ein Balkon erneuert werden muss. Von Naturkatastrophen mal ganz abgesehen, die nicht planbar sind. Die Erzeugung all dieser dafür erforderlichen Teile kann nicht langfristig geplant werden. Und wenn es doch geschieht, werden entweder zu viele Exemplare hergestellt, die dann entsorgt werden müssen, oder zu wenige, was zum Unmut in der Bevölkerung führt. Schlangen in den entsprechenden Geschäften sind nicht gerade förderlich zu die Akzeptanz eines Systems. Zumal, wenn dann das stundenlange Warten auch noch erfolglos war. Es stellt sich dann noch die Frage, was geschieht, wenn die Planer »sich verplanen«. Wer trägt die Verantwortung für Fehlplanungen mit all den Auswirkungen für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Bevölkerung?
Harald Möller

Kommentar jW:

Zu der Kontroverse gibt es mehrere Antworten:

Sowohl in der Planwirtschaft als auch in der Marktwirtschaft entscheiden nicht die Betroffenen, sondern Herrschende darüber, was wie produziert wird. Dabei gibt es mit der Gemeingüterökonomie (commons, Allmende, siehe Untersuchungen von Elinor Ostrom) schon seit Jahrhunderten ein funktionierendes Modell, wie die Betroffenen gemeinsam demokratisch ihre Bedürfnisse befriedigen und dabei die Umwelt schützen können. Auch weitere selbstorganisierende/-regulierende Systeme zur ressourcenschonenden Bedürfnisbefriedigung ohne Staat und Markt sind denkbar. Und bei lokalen und regionalen Wirtschaftskreisläufen funktioniert das auch ohne große Computersysteme, die ebenfalls viele Ressourcen verbrauchen.
Uwe Schnabel, Coswig

Marktwirtschaft führt zu immenser Ressourcenvernichtung. In Deutschland hatten wir schon Ende April verbraucht, was das Land hergibt. Wir brauchen drei Erden, wenn wir so weitermachen. Es werden viel mehr Lebensmittel produziert, als gegessen werden können, vieles verdirbt und wird weggeschmissen. Marktwirtschaftliche Konkurrenz führt zu miesester Qualität über den Preis, denn die Geldersparnis habe ich sofort und den gesundheitlichen Schaden durch Billigfraß aus Massenproduktion erst Jahrzehnte später. Wenn nur das produziert würde, was wir auch sinnvoll verbrauchen können, schont es die Gesundheit und die Umwelt.
Harald Möllers Argument der Durchleuchtung, dass bei Planwirtschaft Konsumentenbedürfnisse erfasst werden müssten, um planen zu können, ist im Zeitalter von Google und Ebay und Payback und Computerkassen ein schlechter Witz. Wir Konsumenten werden bei jedem Einkauf überwacht. Nur gelangen diese Daten nicht in die Hände einer sozialistischen Planung und Leitung der Produktion, sondern sie werden von profitgierigen Kapitalisten für personalisierte Werbung missbraucht, um überflüssige umweltschädliche ressourcenverschwendende Produkte mit falschen Versprechungen verkaufen zu können, um dann damit Profit zu machen. Mag sein, dass »Bürokraten« nicht immer wussten, was die Bevölkerung benötigt. Aber Kapitalisten wissen es wohl auch nicht. Oder meint Harald Möller wirklich, die Bevölkerung braucht Gammelfleisch aus Massentierhaltung, genmanipulierte Nahrung, Wegwerfprodukte mit geplanter Obsoleszenz, Kraftfahrzeuge mit »Schummelsoftware« oder gar Kampfdrohnen und Massenvernichtungswaffen? Kapitalisten ignorieren die Bedürfnisse der Bevölkerung, weil sie nur für ihren Profit produzieren.
Dr. Ralf Cüppers, Flensburg

Veröffentlicht in der jungen Welt am 15.10.2018.
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