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Leserbrief zum Artikel Landwirt und Gesellschaft: Lob des Bauern vom 08.08.2018:

An den Rand gedrängt

Jana Frielinghaus hat anerkennenswerterweise Grundprobleme aufgegriffen, die den Bauern so manche schlaflose Nacht bereiten und die auch aufzeigen, dass der Bauer, der still und leise mit seiner täglichen Arbeit den Menschen das Leben erst ermöglicht, erneut mittels Apellen an die Bundesregierung eigentlich Bittsteller geblieben ist.
Der Bauer hat seit jeher als unterste Schicht, ob als Leibeigener, Frohndienstleistender, Zahler des Zehnten usw. letztlich die Burgen, Schlösser und Kirchen mit seinem Schweiß und Blut bezahlt. Er hat dafür nicht selten von Eicheln und Kastanien oder Kartoffelschalen leben müssen. Er hat in deutschen Landen mindestens zwei Jahrtausende den Großteil der Soldaten und auch Pferde für Fürsten, Könige und Führer opfern müssen, teilweise sogar Töchter für die Gutsherren.
Erst in der DDR konnte er in Gleichberechtigung und maximaler Förderung wirkliche Anerkennung und Würde finden. In Dürrejahren, die den Bauern seit jeher zusätzliche Not erbrachten, stellte sich der DDR-Staat – ja große Teile der Volkswirtschaft, insbesondere auch der wissenschaftlichen Einrichtungen – auf die Seite des Bauern, und ganze Maßnahmenpakete wurden beschlossen und umgesetzt.
Mit dem Anschluss der DDR an die BRD erfolgte nicht nur die Überlassung der Bauern in die private Sphäre, sondern es wurden sogar zusätzliche »Schulden« erfunden, die sich die BRD aneignete, und sie wurden auch von mehreren hundertausend Hektar Boden »befreit«, den sie jetzt zu hohen Preisen pachten können, soweit nicht Westbürger ein Schnäppchen gemacht und ihr Geld angelegt haben.
Ein Liter Milch ist billiger als Bier. Die Preise werden den Bauern auf niedrigstem Niveau diktiert, und dann wird mit Zuschüssen zusätzlich nicht selten in zynischer Weise zusätzlich redigiert.
Seit Jahrzehnten haben in Westdeutschland Hunderttausende Bauern ihre Höfe aufgeben müssen, weil sie im kapitalistischen Profitsystem weiter nur eine unbedeutende Rolle spielen.
Gerhard Ulbrich
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