Gegründet 1947 Freitag, 26. April 2024, Nr. 98
Die junge Welt wird von 2751 GenossInnen herausgegeben

Leserbriefe

Liebe Leserin, lieber Leser!

Bitte beachten Sie, dass Leserbriefe keine redaktionelle Meinungsäußerung darstellen. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zur Veröffentlichung auszuwählen und zu kürzen. Leserbriefe sollten eine Länge von 2000 Zeichen (etwa 390 Wörter) nicht überschreiten. Kürzere Briefe haben größere Chancen, veröffentlicht zu werden. Bitte achten Sie auch darauf, dass sich Leserbriefe mit konkreten Inhalten der Zeitung auseinandersetzen sollten. Ein Hinweis auf den Anlass Ihres Briefes sollte am Anfang vermerkt sein (Schlagzeile und Erscheinungsdatum des betreffenden Artikels bzw. Interviews). Online finden Sie unter jedem Artikel einen Link »Leserbrief schreiben«.

Leserbrief zum Artikel Trumps Gegenspieler: Schlechte Verlierer vom 24.01.2017:

Besser als Trumps Pressesprecher

Diana Johnstone ist in vielem zuzustimmen, was sie in ihrem Kommentar zur Trump-Wahl geschrieben hat. Die Trump-Gegner jedoch im Titel als »schlechte Verlierer« zu diskriminieren, halte ich für schlechten Stil, auch wenn er – leider – dem Inhalt von Johnstones Analyse entspricht. Ihre Verächtlichmachung der Trump-Gegner auf den Straßen als »hysterische Anti-Trump-Fraktion« gipfelt in dem Satz: »Die vor allem jungen Anti-Trump-Demonstranten in den Straßen bieten das Bild von verzogenen Blagen einer hedonistischen Konsumgesellschaft, die einen Wutanfall kriegen, sobald sie nicht bekommen, was sie wollen.« Besser hätte das Trumps Pressesprecher nicht machen können. Bei der Kundgebung in Washington am 22. Januar stand zum Beispiel Angela Davis auf der Bühne (aber nicht »neben« John Kerry, wie das Andre Scheer am 23. Januar in der jW schrieb). Hochrangige Demokraten waren überhaupt nicht unter den Rednern. Statt dessen: fünf Mütter von schwarzen Opfern rassistischer Polizeigewalt, Vertreter der Natives, die wieder einmal um ihr Land und ihre Lebensgrundlagen kämpfen müssen gegen die Pläne der Ölindustrie, mexikanische Immigranten, die ebenfalls um ihre prekäre Existenz fürchten müssen, wenn Trump seine Pläne wahr macht, alle illegalen Migranten aus dem Land zu werfen, Muslime, die wie die Juden in Hitlerdeutschland allein aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit gesondert registriert werden sollen, und viele mehr. Und bei den spezifischen Frauen- und LGBT-Themen ging es auch nicht darum, »wer welche Toilette benutzen darf«, sondern vor allem darum, ob Beratung und Unterstützung von selbstbestimmter Familienplanung in Zukunft durch Kriminalisierung von Abtreibung und die – weltweite! – Einstellung jeglicher Mittel für Beratungsorganisationen wieder auf einen Stand von vor 60 Jahren zurückgefahren wird. Auf RT Deutsch ist die gesamte Kundgebung in Washington als professionell aufgenommenes Video dokumentiert, ungeschnitten und unkommentiert, sehr zu empfehlen! An der von Johnstone heftig kritisierten »Identitätspolitik« und Clintons Wahlkampf mag es durchaus auch Anlässe für Kritik geben. Protest und Aufbegehren diskriminierter »ethnischer und sexueller Minderheiten« aber pauschal als gefährlicher einzustufen als »Trumps zugespitzte Rhetorik über Mexikaner oder islamische Migranten« scheint mir in Anbetracht der realen Machtverhältnisse doch mehr als übertrieben.
Helmut Groß
Veröffentlicht in der jungen Welt am 01.02.2017.
Weitere Leserbriefe zu diesem Artikel:
  • Widersprüchlicher Trump

    Diana Johnstone hofft, Trumps Präsidentschaft hilft, einen Krieg gegen Russland zu vermeiden. Das ist keinesfalls sicher. Wie kann man sich nur auf dessen wunschgemäße Worte verlassen? Der Mann, der d...
    Bernhard Trautvetter
  • Falsche Parteinahme

    (...) In letzter Zeit fallen mir immer häufiger Artikel zu Putin oder Trump negativ auf, zuletzt heute der Abdruck des Artikels »Schlechte Verlierer« aus Counterpunch. Ich frage mich dabei dann immer,...
    Daniel B.
  • Geld und Krieg

    (…) Schon allein Diana Johnstones Slogan »Mach Geld, nicht Krieg« zeugt von maßloser Unwissenheit (…)....
    Gerd Hofbauer
  • Krieg kommt – mit und durch Trump

    Wie naiv und blind muss man sein, um so etwas zusammenzuschreiben. Mir wird beim Lesen schlecht. Trump twitterte ja entspannt über die Demonstranten: »Warum haben sie nicht gewählt?« – Genau, weil sie...
    Michael Zgonjanin