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10.09.2025: Queering Marx - Vortrag und anschließendes Panel

Vortrag und anschließendes Panel

Seit den Umbrüchen von 1968 und der zweiten Welle des Feminismus haben sich neue Zugänge zu Marx und seiner Ökonomiekritik entwickelt. Besonders feministische Aneignungen von Marx’ Werk hatten dabei den Charakter gezielter Interventionen: Sie stellten vermeintliche Gewissheiten infrage, indem sie blinde Flecken sowohl im Marxismus als auch bei Marx selbst sichtbar machten.

Im Zentrum dieser Kritik stand die bislang vernachlässigte Rolle der Reproduktion. Es ging – und geht – nicht allein um die Analyse der kapitalistischen Produktionsweise, sondern um die Kritik der kapitalistischen Reproduktionsweise: also der Bedingungen, unter denen Arbeitskraft und Kapital nicht nur produziert, sondern auch tagtäglich erhalten und erneuert werden.

Reproduktion umfasst dabei weit mehr als "nur" die ökonomische Reproduktion. Sie schließt die biologische und biopolitische Reproduktion der Arbeiter*innenklasse ebenso ein wie die Reproduktion sozialer Verhältnisse: von Geschlechterrollen, Familienstrukturen, Heteronormativität und Sexualität. Dabei gilt es, sowohl die Naturalisierung und Privatisierung dieser Verhältnisse als auch ihre Verwertung (Kommodifizierung) und ihre gezielte Entwertung (Dekommodifizierung) zu fassen.

Queere Marx-Lektüren und der jüngere Trans*Marxismus haben diese feministische Kritik teils weiter radikalisiert, teils eigene Interventionen formuliert. Während queere Perspektiven vor allem die Verschränkung von Klasse, „race“ und Geschlecht sowie die bürgerlich-kapitalistische Konstruktion von Geschlechterdifferenz und die Möglichkeit ihrer Subversion analysieren, bringt der Trans*Marxismus eine neue Zuspitzung ins Spiel: die politische und theoretische Relevanz des Marginalen, des Überschreitenden und des Nicht-Festgelegten.

Vor allem aber verweist die gegenwärtige Welle der Transfeindlichkeit auf den Zusammenhang zwischen Geschlechternormierung, kapitalistischer Vergesellschaftung und autoritärer Reaktion. Transfeindlichkeit ist offenbar kein Randphänomen, sondern symptomatisch für zentrale Mechanismen des Kapitalismus.

Wir wollen daher untersuchen, wie feministische, queere und trans Perspektiven in der Vergangenheit mit Marx’ Kapitalismuskritik verbunden wurden – und vor allem, wie diese Verbindung heute fruchtbar sein kann.


18 – 19 Uhr

Vortrag

Holly Lewis: Towards a trans-queer marxism (zugeschaltet auf Englisch)

Dr. Holly Lewis, lebt (noch) in Texas, USA, unterrichtet an der Texas State University und hat 2022 das Buch The Politics of Everybody. Feminism, Queer Theory, and Marxism at the Intersection veröffentlicht

 

Grußwort: Maik Bückner (Mitglied des Bundestages - Sprecher für Queerpolitik der Linksfraktion)

 

19:30 – 21 Uhr

Panel: Mind the gap - Zur Verbindung von queerer, feministischer und trans* Politik mit Kapitalismuskritik

Podiumsdiskussion mit Lia Becker, Friederike Beier und Benno Gammerl

Lia Becker ist Mit-HG des Buches "bite back! Queerer Prekarität, Klasse, unteilbare Solidarität;, wissenschaftliche Mitarbeiter*in bei Maik Brückner und aktiv in der Redaktion der Zeitschrift Luxemburg

Dr. Friederike Beier ist u.a.  Autorin des Materialistischer Queerfeminismus
Theorien zu Geschlecht und Sexualität im Kapitalismus

Prof. Benno Gammerl ist Historiker und u.a. Autor von Anders fühlen. Schwules und lesbisches Leben in der Bundesrepublik. Eine Emotionsgeschichte (2021) und Queer. Eine deutsche Geschichte vom Kaiserreich bis heute (2023)

Moderation: Jana Hoffmann & Bodo Niendel

 

Eine Veranstaltung von Helle Panke e.V. mit dem AK Queer der Helle Panke

Veranstaltet durch: Helle Panke

18:00 Uhr

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Markgrafendamm 24c
10245 Berlin
Weitere Infos: https://www.helle-panke.de/de/topic/3.termine.html?id=3877

                                                                 Aktionsabo: 75 Ausgaben für 75 Euro