Passiermaschine
Hannes Stöhr unterläuft mit seinem Film »Berlin is in Germany« das Kermit-Prinzip
Izy KuscheDas Kausalsystem von Ursache und Wirkung erklärte Kermit der Frosch einst anhand seiner aufwendigen Konstruktion der Was-passiert-dann-Maschine. Er brauche bloß einen Faden durchzuschneiden, dozierte er, und augenblicklich folge eine Reihung verschiedener logischer Zwischenschritte, eine Reaktionskette, die letzten Endes dazu führen sollte, daß ein Radiogerät, an einem Luftballon befestigt, zu schweben beginne. Man lernte schon als Kind sehr schnell, daß die Welt nicht aus logischen Verknüpfungen verschiedener Konsequenzen besteht: Kermits Demonstration endete im Chaos.
Martin Schulz bekommt in Hannes Stöhrs Film »Berlin is in Germany« noch sehr viel mehr erklärt: wie das im Westen ist, wie das läuft mit der Jobsuche, daß seine Frau einen anderen hat, noch dazu einen aus Schwaben, daß sein Sohn nicht jedem Fremden die Tür öffnen darf. Und für seinen Sohn ist Martin Schulz ein Fremder. Denn Martin war elf Jahre im Gefängnis – in der JVA Brandenburg. Kurz vor der Wende wurde er wegen Mordes verurteilt und noch vom alten System in Haft genommen. Etwas mehr als eine Dekade später, wird er entlassen, in den Westen hinein, den er bloß aus dem Fernsehen kennt, wie die meisten DDR-Insassen früher.
»Für sogenannte Langstrafer gab es nach der Wende keine Amnestien«, erklärt Wera Barth die realen Hintergründe des Spielfilms. Sie ist Geschäftsführerin der Freien Hilfe e.V., einem gemeinnützigen Berliner Verein zur Resozialisierung von Langstrafern. »Viele hatten da große Hoffnungen, aber die meisten Urteile wurden nach der Überpr...
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