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11.01.2020, 15:45:18 / Rosa-Luxemburg-Konferenz 2020

»In Erwägung, dass ihr uns dann eben mit Gewehren ...« – Auftritt des Simon-Dach-Theaters

Von Alexander Reich
Die Berliner Theatergruppe Sidat

Moderatorin Anja Panse heißt den Berliner Theaterregisseur Peter Wittig auf der Bühne herzlich willkommen und fragt ihn nach dem Ansatz seines Simon-Dach-Theaters (Sidat). Die Gruppe wolle den Zuschauern vermitteln: »Es ist eure Sache, die auf unserer Bühne verhandelt wird« – und zwar so, dass es Vergnügen mache im Sinne von Brecht. Vor einigen Jahren hat Wittig »Die hellen Haufen« von Volker Braun über den Kampf der Kumpel von Bischofferode nach der Konterrevolution inszeniert. »Das Stück fragt: Was wäre passiert, wenn daraus ein Volksaufstand geworden wäre«, ruft der Regisseur ins Gedächtnis. Bis zum Herbst will Sidat nun Brechts »Die Rundköpfe und die Spitzköpfe« auf die Bühne bringen, ein Stück über die Verführung durch nationalistische Ideologie.

Es gebe die Notwendigkeit, dieses Stück zu erarbeiten, aber weder ein Theater noch finanzielle Mittel, erklärt Wittig. Von der letzten Sidat-Inszenierung, »Die Tage der Commune« (Brecht/Eisler), habe es im vergangenen Jahr zwölf ausverkaufte Vorstellungen gegeben – Bedarf nach weiteren habe es beim Publikum gegeben, doch habe die Gruppe das schlichtweg nicht mehr bezahlen können. Zweimal sei ein Antrag auf Wiederaufnahmeförderung vom Berliner Senat abgelehnt worden. Wittig ruft dazu auf, den Sidat-Förderverein zu unterstützen oder ihm beim Finden einer Theaterspielstätte zu helfen. Zum Abschluss kommt die zehnköpfige Theatertruppe auf die Bühne und singt, begleitet von einem Akkordeon, die berühmte »Resolution der Kommunarden« (Brecht/Eisler) aus ihrer letzten Inszenierung:

»In Erwägung, dass da Häuser stehen
Während ihr uns ohne Bleibe lasst
Haben wir beschlossen, jetzt dort einzuziehen
Weil es uns in unsern Löchern nicht mehr passt.
In Erwägung, dass ihr uns dann eben
Mit Gewehren und Kanonen droht
Haben wir beschlossen, nunmehr schlechtes Leben
Mehr zu fürchten als den Tod.«

Die Theatermacher werden mit stürmischem Applaus verabschiedet.

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