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Aus: Ausgabe vom 22.06.2007, Seite 3 / Schwerpunkt

Hintergrund. Der Abschluß

Telekom und ver.di hatten am Mittwoch nach einwöchigem zähen Ringen und sechs Wochen Streik eine Einigung über die Arbeitsbedingungen bei den neuen T-Service-Gesellschaften gefunden, in die rund 50000 Mitarbeiter in den Callcentern, dem Technischen Service und der Infrastruktur der Festnetzsparte T-Com zum 1. Juli wechseln. Die Gehälter sinken demnach in drei Stufen um 6,5 Prozent; die Arbeitszeit steigt um vier Stunden pro Woche auf 38 Stunden. Im Gegenzug verzichtet der Konzern bis Ende 2012 auf betriebsbedingte Kündigungen in den neuen Unterfirmen. Die Einstiegsgehälter werden auf 21400 bis 23200 Euro im Jahr abgesenkt. Bislang lagen sie bei 30 000 bis 34 000 Euro.

Telekom-Personalvorstand Thomas Sattelberger versicherte unterdessen, das Unternehmen wolle seine Callcenter auch langfristig nicht verkaufen. Ein mit ver.di vereinbarter Verkaufsverzicht gilt aber nur bis 2010.

Der Wirtschaftswissenschaftler Rudolf Hickel bezeichnete die Rolle des Bundes im Arbeitskampf als »Skandal«. Als Großaktionär des Unternehmens habe der Bund und damit vor allem auch die SPD »einen massiven Bruch im Tarifvertragssystem« zugelassen, sagte der Bremer Professor der Frankfurter Rundschau (Donnerstagausgabe).


An die Gewerkschaften appellierte Hickel, Lehren aus dem jüngsten Konflikt zu ziehen. Sie müßten »wachsam sein, daß ein solches Beispiel nicht Schule macht«.

Der stellvertretzende Vorsitzende und gewerkschaftspolitische Sprecher der Linksfraktion im Bundestag, Werner Dreibus, kommentierte, durch einen politisch gewollten Niedriglohnsektor kämen die Lohnstrukturen »immer stärker ins Rutschen«. Im Fall der Telekom habe sich »die Konkurrenz durch Dumpinglöhne Wettbewerbsvorteile verschafft und so den Druck auf die Beschäftigten zusätzlich erhöht«. (AP/ddp/jW)

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