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Aus: Ausgabe vom 15.07.2006, Seite 16 / Aktion

Weg vom Katzbuckeln

Der aktuelle Spiegel nennt viele gute Gründe für ein jW-Abo
Von Verlag, Redaktion, Genossenschaft
Weg vom Katzbuckeln
Es geschehen halt doch noch Zeichen und Wunder. Ausgerechnet Focus online zitierte am Mittwoch dieser Woche in einem Artikel ausführlich die junge Welt – und gibt als Quelle kurz und bündig »die Zeitung junge Welt ...« an. Ohne den Zusatz Ex-Dingsbums oder Zentralorganfürdiesunddas. Neue Sachlichkeit beim Focus? Vielleicht ein Zeichen, jedenfalls kein Wunder.

Das kam aus Hamburg: Der Spiegel dieser Woche (Ausgabe 28) beschäftigt sich in einem Beitrag unter dem Titel »Sichtbare Front« schwerpunktmäßig mit der Tageszeitung junge Welt. Wahrscheinlich erstmals in seiner Geschichte, jedenfalls erstmals seit der Rettung der 1947 gegründeten jungen Welt im Jahre 1995. Konzentriert man sich auf die wesentlichen Aussagen und läßt einige einfärbende Vokabeln weg, beschreibt der Spiegel, warum die junge Welt eine Alternative zu anderen Tageszeitungen ist. Jedenfalls kann man den Beitrag auch so lesen.

Für die junge Welt arbeiten »sehr nette und lustige Leute«, wird eine Autorin zitiert. Können wir schon mal bestätigen. Und unter diesen Autoren und Mitarbeitenden (es waren übrigens weit über 1600 in den letzten Jahren), finden sich auch ausgewiesene Spezialisten für Geheimdienstfragen – auch weil sie die Materie aufgrund eigener Aktivitäten sehr gut kennen. Natürlich kann die junge Welt da allein schon quantitativ mit dem Spiegel nicht mithalten. Vor allem aber gibt es qualitativ gewichtige Unterschiede zwischen Ost- und Westagenten. Die erklärt im Spiegel-Beitrag »der gutinformierte Beobachter« und jW-Innenpolitikchef Peter Wolter, der »lange Zeit als West-Journalist Ostberlin belieferte«, so: Er und seine Kollegen hätten vor allem aus humanistisch-politischer Überzeugung gehandelt, ihnen habe in erster Linie die Verhinderung eines Atomkrieges am Herzen gelegen. Die Spione des Westens seien dagegen vom BND erpreßt oder mit Geld geködert worden. Heute gehört Wolter zu den erfahrensten Journalisten im jW-Team.

Daß an der Einschätzung Wolters was dran sein muß, belegt der Spiegel am Beispiel des jW-Autors Rainer Rupp. Der saß nämlich vor seiner jW-Mitarbeit jahrelang in der NATO-Zentrale in Brüssel an führender und gutdotierter Stelle. Er hatte Zugriff zu allen wichtigen Daten der NATO – und stellte diese der DDR zur Verfügung. Selbst als nach der »Wende« in abhörsicheren Räumen der Zentrale in geheimer Sitzung gerätselt wurde, wer denn dieser Top-Spion Topas in den eigenen Reihen sein könnte, saß Rainer Rupp miträtselnd am Tisch. Nach Enttarnung und jahrelangem Knast »führt der rechtskräftig verurteilte Agent nun als Außenpolitikkommentator seinen antiimperialistischen Kampf weiter«, schreibt der Spiegel. Für ein Bruchteil des Nebeneinkommens manch eines bürgerlichen Journalisten, hätte man hinzufügen können. Wir jedenfalls wollen nicht verschweigen, daß die junge Welt geradezu Stolz darauf ist, solche Menschen und Experten in ihren Reihen zu haben.

Die junge Welt hat auch auf anderen Gebieten besondere Kompetenzen vorzuweisen. Die Entwicklung der Linkspartei.PDS zum Beispiel liegt ihr sehr am Herzen. Dabei ist sie aber »die einzige unabhängige linke Zeitung«, wie der Spiegel den Chefredakteur Arnold Schölzel richtig zitiert hätte, hätte sie Tageszeitung geschrieben. Denn im Gegensatz zu mancher Spekulation oder Behauptung hat die Linkspartei.PDS keinerlei Aktien, Anteile oder sonstwas an der jungen Welt. Aber die ehemalige Innenpolitikchefin, Ulla Jelpke, sitzt mittlerweile für die PDS wieder im Bundestag und ist dort deren innenpolitische Sprecherin. Auch über sie weiß der Spiegel nur Gutes zu berichten: Schon als jW-Redakteurin habe sie dafür gekämpft,daß die PDS den Sozialismus nicht verrät. Der Spiegel belegt das mit einer Leseprobe aus der jungen Welt: »Die PDS muß wegkommen vom Katzbuckeln und Anbiedern an die Machtapparate«. Hätten die vom Spiegel nicht besser beschreiben können. Diesen kritischen Geist zeichnet Ulla Jelpke auch als Abgeordnete aus, die auch weiterhin für die junge Welt schreibt. Wie auch der selbst in den eigenen Reihen umstrittene Autor Jürgen Elsässer. Er ist seit einiger Zeit einer der Mitarbeiter für den BND-Untersuchungsausschuss. »Ein junge Welt-Journalist als Rechercheur im Bundestag – das ist ein Novum (...)« merkt der Spiegel dazu überrascht an.

Ach ja, und da ist da noch der jW-Chefredakteur Arnold Schölzel. Wenn Sie sich, liebe Leserinnen und Leser, schon immer mal gefragt haben, wo dieser Mann seine präzisen Analysen, seinen marxistischen Scharfsinn und sein erstaunliches Wissen über Ost- wie Westverhältnisse herhat, so gibt Ihnen der Spiegel-beitrag einige wichtige Hinweise, indem er einfach ein paar biografische Notizen aufzählt: »Als 19jähriger desertierte er aus der Bundeswehr und setzte sich in die DDR ab, wo er später über ›undogmatischen Marxismus‹ promovierte und an der Humboldt-Universität arbeitete.« Großartig, nicht? Sind das nicht ideale Voraussetzungen, um die Redaktion einer Zeitung zu leiten, die sich »marxistisch und antikapitalistisch« nennt, die historisch aus dem Osten kommt und vor allem im Westen immer mehr Leserinnen und Leser findet?

Auch ansonsten charakterisiert der Spiegel-Bericht die junge Welt durchaus korrekt: So bezeichne die junge Welt die US-Besatzer als »US-Besatzer«, den legitimen irakischen Widerstand als »legitimen irakischen Widerstand«. Und in einem Interview mit einem Polizeigewerkschafter zum aktuellen Bush-Besuch in Deutschland trauen sich die »Klassenkämpfer« (so der Ehrentitel des Spiegels für die jW-Autoren) von der jungen Welt zu fragen, ob es rechtmäßig sei, »einen Politiker zu schützen, dem die Planung und Durchführung völkerrechtswidriger Angriffskriege zur Last gelegt werden«. Sowas findet man in keiner anderen Tageszeitung. Und noch nicht einmal im Spiegel. Viele gute Gründe, die für ein Abonnement der Tageszeitung junge Welt sprechen. Testabos wurden übrigens insgesamt bisher 2804 bestellt, allein in dieser Woche erreichten uns 218 Gutscheine.

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Leserbriefe zu diesem Artikel:

  • Bernd Kulawik: Korrektiv ...da ist mir als SPIEGEL-Verweigerer ja direkt mal etwas entgangen: Eine "Lobeshymne" des SPIEGEL auf die jW. Aber die war sicherlich nicht so positiv gemeint, sonst müsste man sich "gut leninistisch...

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