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Aus: Ausgabe vom 01.06.2006, Seite 12 / Feuilleton

Mit offener Faust

Peter Sodann, Darsteller des dienstältesten ostdeutschen »Tatort«-Kommissars Bruno Ehrlicher, wird heute 70 Jahre alt. Der langjährige Intendant und Regisseur am Neuen Theater in Halle bezeichnet sich gern als »betenden Kommunisten«. Vor der Bundestagswahl machte er als möglicher PDS-Kandidat von sich reden, zog das Fernsehgeschäft dem politischen aber letztlich vor. 1959 kam der im sächsischen Meißen geborene Sohn eines Stanzers und einer Landarbeiterin an die Theaterhochschule in Leipzig. Zuvor hatte er an der dortigen Karl-Marx-Universität Jura studiert. Noch davor hatte er eine Lehre als Werkzeugmacher absolviert. 1961 flog er wegen einer Aufführung im Studentenkabarett von der Hochschule, wanderte wegen staatsfeindlicher Hetze neun Monate in den Knast. Anschließend arbeitet er zunächst als Dreher, 1963 durfte er sein Schauspielstudium wieder aufnehmen. Heute will er »die 40 Jahre DDR auch nicht einfach missen«, zumal ihm die kulturellen und bildungspolitischen Verheerungen dieser Tage doch sauer aufstoßen: »Schon Luther hat gefordert, daß die Kinder gebildet werden müssen«, erklärte er kürzlich gegenüber AP. Die Reichen seien damals nicht an der Bildung des Volkes interessiert gewesen. Heute müßten die Massen kapieren, daß Reichtum und Macht ebenso schlecht seien wie Armut und Ohnmacht. Deshalb fühle er sich als Kommunist, der Gleichgesinnte im katholisch geprägten Italien kennt. Der Geburtstag des Halleschen Ehrenbürgers wird in der »Leipziger Funzel» gefeiert. (AP/jW)

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