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Aus: Ausgabe vom 24.12.2025, Seite 3 / Kapital & Arbeit
Weihnachtsbaumproduktion

Weshalb braucht es Ihren Verband bei diesem Geschäft?

Die Produzenten von Weihnachtsbäumen bilden eine kleine Branche, die den Austausch braucht, sagt Martin Gutzweiler
Interview: Gitta Düperthal
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Bis zur Ernte vergehen Jahre: Weinachtsbaumplantage in Nordrhein-Westfalen (Bochum-Wattenscheid, 3.12.2015)

Warum muss es überhaupt einen Bundesverband für die Weihnachtsbaumproduktion geben? Ist das traditionelle Geschäft mit Weihnachtsbäumen nicht jedes Jahr vor dem 24. Dezember ein Selbstläufer?

Die Weihnachtsbaumproduktion gilt einem landwirtschaftlichen Produkt, das viel Arbeit und Pflege benötigt. Ein Selbstläufer ist es nicht. Wir sind eine kleine Branche und brauchen Austausch. In unseren Landesverbänden sprechen wir etwa über Rahmen-, Arbeits- und Umweltbedingungen, über Erfahrungen mit Mitarbeitern, mit Pflanzung und Düngung, dem Arbeitsschutzgesetz oder dem Emissionsschutz. Unser Bundesverband unterstützt, indem er all das mit den politischen Entscheidern anspricht. Einige Betriebe produzieren Weihnachtsbäume im Haupterwerb und leben davon; für andere ist es nur ein Zweig ihrer landwirtschaftlichen Produktion.

Worauf kommt es an?

Die Bäume müssen jedes Jahr wieder erneut gepflanzt, gepflegt und von Unkraut freigehalten werden. Zu beachten ist, dass sie formschön sind, bevor sie kurz vorm Fest vermarktet werden.

Aktuell haben viele Menschen weniger Geld in der Tasche wegen der Krisen und Kriege in der Welt, Preissteigerungen und Inflation. Gibt es auch in Ihrer Branche wirtschaftliche Probleme?

Das schlägt sich auf unser Geschäft mit den Weihnachtsbäumen kaum nieder. In den letzten Jahren wurden in Deutschland zwischen 23 und 25 Millionen Bäume verkauft. Tatsächlich verreisen Menschen eher weniger in die Karibik. Sie feiern zu Hause, stellen sich einen hübschen Weihnachtsbaum auf. Der Verlust durch die wirtschaftlich schwierigere Situation gleicht sich insofern wieder aus.

Weshalb braucht es den Verband als Lobbyvertretung? Auf welche Gesetze wollen oder müssen Sie im Interesse Ihrer Mitgliedsunternehmen Einfluss nehmen?

Zum Beispiel geht es um Gesetze, die die Saisonarbeit regeln, die ab 2026 von 70 auf 90 Tage verlängert werden soll. Dabei hatte sich zunächst eine Regelung eingeschlichen, dass Saisonarbeit von Januar bis Oktober andauern soll: für uns schlecht, weil dann unser Bedarf an Saisonarbeit erst richtig beginnt.

Bei der Ernte werden Saisonkräfte aus Rumänien und Polen eingesetzt …

Ja, sie werden bei uns in Wohnungen untergebracht, kommen mehrfach über das Jahr. Zu Weihnachten fahren sie nach Hause und feiern dort.

Weiterhin geht es um die Genehmigungspraxis für Pflanzenschutzmittel. Der Naturschutzbund, Nabu, warnt davor, sich keine giftigen Weihnachtsbäume ins Wohnzimmer zu stellen.

Das ist Quatsch. Klar verwenden wir Pflanzenschutzmittel, denn Sie wollen ja nicht, dass Läuse rauskrabbeln. In Deutschland gibt es für alles Regeln; bei den Weihnachtsbäumen verwenden wir die, die auch für Lebensmittel gelten. Was der Nabu auch in seinem Bericht schreibt. Also völlig unbedenklich!

Auf Ihrer Webseite heißt es: Die Bäume seien mehr als nur Festtagsschmuck, stünden für Artenvielfalt und Klimaschutz. Während der Wachstumszeit dienten sie Insekten, Vögeln und Kleintieren als Lebensraum. Aber dann werden sie ja jährlich massenhaft abgeholzt. Heißt das, aus der Traum von der Artenvielfalt?

Tatsächlich wachsen die Bäume zehn Jahre lang. Es ist ein Kreislauf: Zwar wird jährlich geerntet, aber auch stets nachgepflanzt. In meiner Produktion gibt es viele Tiere. Neben den von Ihnen erwähnten fühlen sich Eidechsen im Schatten der Bäume wohl. Ich habe sogar mal eine Schlange entdeckt. Der Lebensraum verändert sich entsprechend der jeweiligen Wachstumsphase.

Auf Ihrer Internetseite schreiben Sie, die Bäume speicherten CO2. Wird dieses mit dem Abholzen dann nicht stets wieder frei – stellt insofern eher ein Problem dar?

Untersuchungen belegen: Ein Hektar Weihnachtsbäume bindet während der zehn Jahre des Wachstums bis zu 145 Tonnen CO2 und produziert zugleich tonnenweise Sauerstoff. Ein regional in Deutschland angepflanzter Baum ist auf jeden Fall besser als ein Plastikbaum, der aus China kommt. Durch den langen Transport entsteht jede Menge CO2. Der Kunststoff muss in den Sondermüll, lässt sich nicht recyceln.

Martin Gutzweiler ist im Vorstand des Bundesverbands der Weihnachtsbaum- und Schnittgrünerzeuger und Produzent in Baden-Württemberg

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