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Aus: Ausgabe vom 08.12.2025, Seite 3 / Abgeschrieben

Bündnis Schulstreik gegen Wehrpflicht: Der nächste Streik wird noch größer und stärker

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Kein Bock auf Bund: Schülerdemonstration in Essen gegen die Wehrpflicht (5.12.2025)

Am Freitag erklärte das Bündnis »Schulstreik gegen Wehrpflicht«, das zu Protesten gegen den Wehrdienstbeschluss des Bundestags aufgerufen hatte:

Von Kiel bis München, von Göttingen bis Potsdam waren viele Plätze in den Schulen frei, blieben viele Klassenzimmer leer. »Wir sind beeindruckt davon, wie viele Schüler*innen heute gestreikt haben. Das zeigt: Die Schülerinnen und Schüler sprechen sich nicht nur in Umfragen gegen die Wehrpflicht aus, sondern sind bereit, dagegen aktiv zu werden. Sie haben heute Mut bewiesen. Denn sie möchten nicht sechs Monate lernen zu töten. Sie wollen nicht im Krieg sterben. Heute waren über 40.000 Schüler*innen auf der Straße, trotz Repression und Drohungen durch Bildungsministerien, Schulleitungen und Versammlungsbehörden. An vielen Orten wurden die Schüler*innen aber auch von Eltern und Lehrer*innen, zum Beispiel von der GEW, unterstützt«, fasst Hannes Kramer, bundesweiter Pressesprecher, zusammen. In München gingen bereits am Vorabend über 2.000 Menschen auf die Straße, um gegen die Wiedereinführung der Wehrpflicht zu demonstrieren.

Phil Werring aus Münster meint: »Wir sollen für Deutschland kriegstauglich werden – doch was ist mit unserem Recht, in Frieden zu leben?« Auch in den Reden und in offenen Mikrofonen wurde deutlich, warum die Schüler*innen heute ihre Klassenzimmer verlassen haben: Sie wollen keine Wehrpflicht und keinen Krieg. Sie wollen gute Bildung, echte Zukunftschancen und ein Leben ohne Zwang und Drill. (…)

Getragen wird der Schulstreik von lokalen Initiativen, Streikkomitees und Bündnissen, in denen Schüler*innenvertretungsstrukturen wie zum Beispiel die LSV NRW, die SSV Frankenthal, die BSV Bochum, der LSA Berlin oder die KSV Kiel eine wichtige Rolle spielen. Viele von ihnen haben in den vergangenen Wochen mit großem Engagement Demon­strationen vorbereitet, Reden geschrieben, Plakate gestaltet, Umfragen durchgeführt und Mitschüler*innen mobilisiert. Der heutige bundesweite Aktionstag zeigt, wie groß der Widerstand gegen das heute beschlossene Gesetz ist.

Laut diesem Gesetz sollen ab Januar 2026 alle 18jährigen einen Fragebogen zur sogenannten »Wehrdiensttauglichkeit« ausfüllen; junge Männer müssen diesen ausfüllen und sollen darüber hinaus verpflichtend gemustert werden. Für viele Jugendliche bedeutet das enormen Druck. »Wir haben ein Recht darauf, selbst zu bestimmen, welchen Weg wir gehen – und wir lassen uns nicht in militärische Strukturen drängen«, betont Viktoria Gramm aus Mainz.

Damit ist jetzt schon klar: Mit dem heutigen Tag endet der Protest nicht. »Wir bleiben laut, bis die Wehrpflicht vom Tisch ist. Wir werden jedem Schritt zur Einführung der Wehrpflicht etwas entgegensetzen«, meint Ronja Ruh aus Berlin. Für den 5.3.2026 rufen wir als Initiative Schulstreik gegen Wehrpflicht deshalb zum nächsten Streik auf, der noch größer und stärker werden soll. Bis dahin werden sich die Schüler*innen auf die nächsten Streiks vorbereiten und sich gegen Bundeswehrwerbung an ihren Schulen einsetzen. Wir rufen alle Menschen – ob jung oder alt – auf, sich dem Protest anzuschließen und die Schüler*innen zu unterstützen.

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  • Leserbrief von Doris Prato (8. Dezember 2025 um 15:43 Uhr)
    Italienische Studenten haben, wie ihre deutschen Altersgenossen, vergangene Woche landesweite Proteste an Schulen gegen die Absicht von Verteidigungsminister Crosetto, die Wehrpflicht wieder einzuführen, organisiert, berichtete das kommunistische Magazin „Contropiano“ am 7. Dezember online. Italien hatte am 1. Juli 2005 die Wehrpflicht aufgehoben und unterhält seitdem eine Berufsarmee, deren Sollstärke 2024 von 150.000 auf 160.000 festgelegt wurde (Heer 93.100, Marine 30.050, Luftwaffe 36.850). „Wir melden uns nicht freiwillig, wir werden kein Kanonenfutter für den Westen sein“ lautet die Überschrift einer Erklärung der OSA (Alternative Studentische Opposition), mit der die Mobilisierungswoche an den Schulen eingeleitet wurde. Die Wiedereinführung der Wehrpflicht „ist der jüngste Skandal im Wettrüsten, zu dem uns die faschistische Meloni-Regierung, Hand in Hand mit dem europäischen Establishment, verurteilen will“. hieß es in der OSA-Erklärung, die betonte, nicht zu vergessen, dass auch die Mitte-Links-Partei die europäische Aufrüstung befürwortet. „Sie reden von Wehrpflicht, sie inszenieren einen ständigen Medienzirkus um Europas Notwendigkeit, sich gegen äußere Feinde zu verteidigen“ zu propagieren. „Sie wollen uns an den Krieg und ein ständiges Spannungsklima gewöhnen, um die Eskalation des Krieges zu legitimieren und den Boden – ideologisch, logistisch und militärisch – für einen möglichen zukünftigen Krieg in unserem Land vorzubereiten“, so die OSA, die weiter daran erinnert, dass Jahrelang Bildungsausgaben für die Erhöhung Militärausgaben genutzt wurden. „Während ihr uns eine würdevolle Zukunft verweigert, verurteilt ihr uns zu einem Krieg, in dem wir gezwungen werden, Massaker und Zerstörung in die Welt zu tragen und als Kanonenfutter für die Interessen des westlichen Imperialismus zu dienen.“
    Die an die Regierung gerichtete Botschaft ist eindeutig: „Minister Crosetto, die Regierung und die gesamte Gefolgschaft, akzeptieren Sie es: Nach Jahren des Krieges und des Völkermords in Palästina glauben wir nicht länger an das Märchen vom Westen, der Frieden und Demokratie in die Welt bringt“, warnt die Erklärung, die ankündigt, nach dem Vorbild der französischen und deutschen Studentenstreiks werden wir auch in unserem Land zeigen, wo wir stehen! Nächste Woche treten wir in allen Schulen des Landes in einen unbefristeten Streik, um den Kampf gegen die Wiederbewaffnung, die Wehrpflicht und die Eskalation des Krieges zu beginnen, zu der uns die Regierung Meloni verurteilen will! Wir werden uns nicht zum Militärdienst melden!