Sie kann weg
Von René Lau
Vor ein paar Tagen ploppte auf meinem Handy eine Nachricht auf: Chelsea London hat das Finale gewonnen. Ich drückte die Nachricht weg. Dann fragte ich mich, welches Turnier es wohl gewesen sein könnte, an dem so ein traditionsreicher Verein in der Sommerpause teilgenommen hatte. Das Internet wusste Bescheid: Die Klub-WM war es. Aha. Ein Wettbewerb, von dem kein Fan weiß, wie man sich dafür qualifiziert, wer teilnimmt, wann genau gespielt wird.
Dass ich eher traditionellen Werten im Fußball verbunden bin als einer immer stärker voranschreitenden Kommerzialisierung, ist bekannt. Die Klub-WM steht ausschließlich für Letzteres. Ein Machwerk Gianni Infantinos, der damit als FIFA-Chef endlich einmal auf den Vereinsfußball zugreifen kann, um die Protagonisten zu bereichern, damit sie ihm auch künftig die Goldfüßchen küssen. Ausgetragen in den USA, wo ein Kuss auf der Leinwand wichtiger ist als das Spiel auf dem Rasen. Die Stadien leer oder halbleer. Braucht kein Mensch.
Prämien in zweistelliger Millionenhöhe wurden bei der Klub-WM nicht über Verträge mit Sponsoren, Eintrittgelder und sonstige Erlöse aus dem Marktgeschehen generiert, sondern durch Deals mit Investoren. Fans, die noch vor wenigen Tagen bei den Namen der Teilnehmer leuchtende Augen bekamen, werden sich womöglich ärgern, wenn sie feststellen, dass das Geld Vereinen zugute kommt, gegen die der Herzensverein anschließend noch schlechtere Karten hat.
Bei der Klub-WM geht es um Geld, keineswegs um Fußballkultur. Dann lieber der müde Sommerkick in der Vorbereitung auf die neue Saison auf dem Dorfplatz des Kreisligisten bei Bier und Bratwurst. Dort lebt er noch, der Fußball.
»Sport frei!« vom Fananwalt.
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