Sie kann weg
Von René Lau
Vor ein paar Tagen ploppte auf meinem Handy eine Nachricht auf: Chelsea London hat das Finale gewonnen. Ich drückte die Nachricht weg. Dann fragte ich mich, welches Turnier es wohl gewesen sein könnte, an dem so ein traditionsreicher Verein in der Sommerpause teilgenommen hatte. Das Internet wusste Bescheid: Die Klub-WM war es. Aha. Ein Wettbewerb, von dem kein Fan weiß, wie man sich dafür qualifiziert, wer teilnimmt, wann genau gespielt wird.
Dass ich eher traditionellen Werten im Fußball verbunden bin als einer immer stärker voranschreitenden Kommerzialisierung, ist bekannt. Die Klub-WM steht ausschließlich für Letzteres. Ein Machwerk Gianni Infantinos, der damit als FIFA-Chef endlich einmal auf den Vereinsfußball zugreifen kann, um die Protagonisten zu bereichern, damit sie ihm auch künftig die Goldfüßchen küssen. Ausgetragen in den USA, wo ein Kuss auf der Leinwand wichtiger ist als das Spiel auf dem Rasen. Die Stadien leer oder halbleer. Braucht kein Mensch.
Prämien in zweistelliger Millionenhöhe wurden bei der Klub-WM nicht über Verträge mit Sponsoren, Eintrittgelder und sonstige Erlöse aus dem Marktgeschehen generiert, sondern durch Deals mit Investoren. Fans, die noch vor wenigen Tagen bei den Namen der Teilnehmer leuchtende Augen bekamen, werden sich womöglich ärgern, wenn sie feststellen, dass das Geld Vereinen zugute kommt, gegen die der Herzensverein anschließend noch schlechtere Karten hat.
Bei der Klub-WM geht es um Geld, keineswegs um Fußballkultur. Dann lieber der müde Sommerkick in der Vorbereitung auf die neue Saison auf dem Dorfplatz des Kreisligisten bei Bier und Bratwurst. Dort lebt er noch, der Fußball.
»Sport frei!« vom Fananwalt.
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Franz S. (22. Juli 2025 um 11:15 Uhr)Antwort an Christoph H. und Dr. Karl S.: Ich bin ja auch nicht blöd. Natürlich war mir klar, dass der Fußballplatz gemeint war. Mein Beitrag war als Kritik gedacht, weil René Lau ein bisschen zu dick aufgetragen hat mit »Dass ich eher traditionellen Werten im Fußball verbunden bin (…) Dann lieber der müde Sommerkick in der Vorbereitung auf die neue Saison auf dem Dorfplatz des Kreisligisten bei Bier und Bratwurst. Dort lebt er noch, der Fußball«. Deshalb auch mein Kommentar: »Das klingt wirklich zu schön, um wahr zu sein«. Das hätte man eigentlich erkennen können. Der Fananwalt wird seine Aufträge eher nicht von den »Dorfplätzen« sondern von den Fans der Profivereine erhalten. Dort spielt die Musik, wenn wieder mal »Pyro-Show« und ähnliches veranstaltet wird, was dann sogar in der jW als »Fankultur« anerkannt wird. Von einem Gschdudierten kann man erwarten, dass er den Unterschied von Dorf- und Fußballplatz kennt. Kennt er ihn nicht, könnte man Zweifel haben, ob der Fananwalt tatsächlich dort anzutreffen ist, wo »er noch lebt, der Fußball«. Ist jetzt alles klar?
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Franz S. (18. Juli 2025 um 09:41 Uhr)»Dass ich eher traditionellen Werten im Fußball verbunden bin als einer immer stärker voranschreitenden Kommerzialisierung, ist bekannt (…) Bei der Klub-WM geht es um Geld, keineswegs um Fußballkultur. Dann lieber der müde Sommerkick in der Vorbereitung auf die neue Saison auf dem Dorfplatz des Kreisligisten bei Bier und Bratwurst. Dort lebt er noch, der Fußball«. Das klingt wirklich zu schön, um wahr zu sein. »Ein Dorfplatz ist ein Ort der Kommunikation und der Begegnung. Das Ortszentrum [!] dient als Treffpunkt und Versammlungsort«, heißt es. Häufig steht da auch die Kirche und zweckmäßigerweise nicht weit davon entfernt das Wirtshaus. Kreis- oder Bezirksligaspiele sind da nicht möglich. Der Fußballplatz befindet sich am Rande oder sogar weit außerhalb des Dorfes.
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Christoph H. (18. Juli 2025 um 22:34 Uhr)Mit dem »Dorfplatz des Kreisligisten« ist meinem Verständnis nach hier nicht der zentrale Platz des Dorfes gemeint, sondern der Dorf-Sportplatz (der in der Tat nur selten zentral gelegen ist). Also so wie in z.B.: »Der Rasen hier im Olympiastadion ist natürlich besser als der von irgendeinem Dorfplatz«. Eine Synekdoche, bei der das Allgemeine für das Spezielle steht.
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Leserbrief von Dr. Karl S. aus Sachsen (18. Juli 2025 um 11:17 Uhr)Tja, Herr S., wo Sie recht haben, da haben Sie zweifellos recht. Aber vielleicht meinte der Fananwalt im übertragenen Sinne auch nur den (örtlichen, dörflichen) Platz, von dem man bei grob unsportlichem Verhalten gestellt werden kann? Und da wären wir wieder beim Fußballplatz. Freundliche Grüße aus der Lausitz
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vom 18.07.2025