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Aus: Ausgabe vom 10.06.2025, Seite 3 / Schwerpunkt
Industriepolitik

Chinas De-facto-Monopol

Beijing dominiert den Markt für seltene Erden. US-Abbaugebiet technisch hinter chinesischer Konkurrenz. Weitere Länder beginnen mit Förderung
Von Jörg Kronauer
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Voller Einsatz: Der Abbau rarer mineralischer Wertstoffe geht mächtig auf den Rücken, ist pure Plackerei

Die Erkenntnis, dass China global die Förderung seltener Erden dominiert und bei ihrer Aufbereitung sowie bei ihrer Weiterverarbeitung fast ein Monopol innehat, ist nicht neu. Es gibt dennoch bis heute wenige Alternativen. Eine davon ist die Mine Mountain Pass (MP) in Kalifornien, die zweitgrößte Seltene-Erden-Mine weltweit nach Bayan Obo in China. Dort werden seit den 1950er Jahren seltene Erden gefördert. Seit den 2000er Jahren geriet sie immer wieder in größere Schwierigkeiten – zum Teil wegen schwerer Umweltschäden, zum Teil wegen übermächtig werdender chinesischer Konkurrenz. Heute fördert dort das Unternehmen MP Materials seltene Erden. MP Materials ist auch in der Aufbereitung aktiv, allerdings nur partiell; einen großen Teil seiner Fördermenge verkauft das Unternehmen zur Aufbereitung oder zur Weiterverarbeitung nach China. Sein technologischer Rückstand gegenüber der chinesischen Konkurrenz wird auf mehrere Jahre geschätzt.

Schon seit längerer Zeit mit der Förderung seltener Erden befasst ist darüber hinaus das Unternehmen Lynas aus Australien. Lynas gilt als der zur Zeit größte Produzent außerhalb der Volksrepublik. Das Unternehmen ist allerdings ebenfalls noch auf den Export eines größeren Teils seiner seltenen Erden zur Aufbereitung und Weiterverarbeitung nach China angewiesen. Das werde trotz eifriger Bestrebungen, eigene Aufbereitungskapazitäten zu entwickeln, bis mindestens 2026 so bleiben, urteilte im April das Center for Strategic & International Studies (CSIS) aus Washington. Mitte Mai wurde gemeldet, Lynas sei es gelungen, in seinem Werk in Malaysia, das bislang sogenannte leichte seltene Erden aufbereitet, zum ersten Mal in industriellem Maßstab Dysprosium zu verarbeiten; Dysprosium ist eine der sogenannten schweren seltenen Erden, auf deren industrielle Aufbereitung zur Zeit China ein vollständiges Monopol hat. Noch in diesem Monat will Lynas dies auch mit Terbium schaffen, das gleichfalls zu den schweren seltenen Erden zählt. Freilich sind die Aufbereitungsvolumina bei Lynas in Malaysia noch recht gering.

Weitere Länder dürften folgen. Auch in Brasilien etwa werden inzwischen seltene Erden gefördert. Noch werden sie zur Aufbereitung nach China geliefert; doch die kanadische Firma Aclara Resources plant den Bau eines Aufbereitungswerks in den USA, in das die Metalle in Zukunft exportiert werden sollen. Freilich dürfte das – wie der Beginn der Aufbereitung im großen Stil in Mountain Pass – noch ein paar Jährchen dauern. Die Volksrepublik hat also mit ihrem Monopol auf die Aufbereitung und die Weiterverarbeitung seltener Erden ein Mittel, mit dem sie vermutlich noch einige Jahre massiv Druck ausüben kann. Sobald aber Firmen in anderen Ländern technologisch aufgeholt haben, geht das nicht mehr. Fraglich bleibt allerdings, ob es etwa in Mountain Pass oder in anderen westlichen Ländern gelingen wird, seltene Erden ähnlich preisgünstig zu fördern und aufzubereiten wie in China. Allzu wahrscheinlich ist das nicht.

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  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Heinrich H. aus Stadum (9. Juni 2025 um 23:06 Uhr)
    Im militärischen Bereich spielt, wie inzwischen jeder Dorfdepp weiß (»Whatever it takes«), Geld keine Rolle. Im zivilen Bereich, ob Energiewende, Elektromobilität oder (Konsum-)Elektronik, schon. Wie die Aufholjagd verlaufen wird, wird sich zeigen. Sie findet nicht auf einer Einbahnstraße statt. ASML baut ja Komponenten »nur« zusammen. Wesentliche Anteile, besonders die optischen (Lichtquellen und deren Steuerung), stammen aus Deutschland: Trumpf in Ditzingen und Zeiss (SMT). Je kleiner die zu erzeugenden Strukturen, desto kürzer muss die Wellenlänge des »Lichtes« sein und desto schwieriger wird es, es so zu lenken, wie man es braucht. Enorme Energiedichten muss man auch in den Griff bekommen. Ich gehe mal davon aus, dass sich die Chinesen nicht Lumpen lassen und stark ASML-CN entwickeln.

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