Preisträger des Tages: Ilko-Sascha Kowalczuk
Von Nico Popp
Harte Arbeit lohnt sich: Der von der »Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur« verliehene Karl-Wilhelm-Fricke-Preis geht in diesem Jahr an Ilko-Sascha Kowalczuk. Die Phrase, eine Auszeichnung sei »überfällig« gewesen, trifft hier den Kern der Sache. Kowalczuks Verdienste um die antikommunistische Publizistik sind unbestreitbar. Wo viel handwerklicher Pfusch in Umlauf gesetzt wird, erweist er sich als Industriepionier: Er produziert rationell am Fließband. Der Ausstoß macht den Ausschuss verkraftbar.
Zeit wurde es auch, weil Kowalczuk mit sich und der Welt hadert, wie zuletzt im März einem mehrseitigen Porträt im Spiegel (»Besuch beim Anti-Ostler«) zu entnehmen war. Unter den vielen rundheraus irren Sätzen in diesem Text sticht einer heraus: Kowalczuk, findet der Spiegel-Autor, wolle ein Programm »durchziehen«, nämlich »sich nicht anzupassen, nicht opportunistisch zu sein und seine Meinung zu sagen«.
Da haut einer unermüdlich raus, was sowieso alle hören wollen, und muss dann, weil diese kläffende Hyperanpassung den gesetzteren Vertretern der Zunft dann leider doch auf den Keks geht, darüber räsonieren, dass »seine Universitätskarriere verbaut« (Spiegel) ist. Kowalczuk (»bin in der akademischen Welt genauso gefickt worden wie in der Diktatur«) erklärt sich und dem Spiegel die fehlende Professur mit »Aufsässigkeit«. Zum Beispiel saß er vor 30 Jahren mal in einer Enquetekommission des Bundestages mit »Zopf und Holzfällerhemd« lauter »Krawattenträgern« gegenüber.
Kein Zweifel, leicht hatte er es nicht. Er konnte nicht, wie Fricke, weiland beim ultrarechten Bund Deutscher Jugend reinschnuppern. Und der »Anti-Ostler« kommt gebürtig aus Ostberlin. Wenn er noch mal 1967 auf die Welt kommen würde, »dann auf jeden Fall im Westen«; auch der »Dreckskommunismus« wäre dann kein Thema für ihn, verriet er dem Spiegel. Aber dann wären die Freunde von der Bundesstiftung natürlich gefickt.
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vom 30.05.2025