Auf Nummer sicher
Von Marc Püschel
Der Yellowstone-Nationalpark in den USA ist unter anderem für seine Geysire und heißen Quellen berühmt. Erwärmt werden diese von einem der größten Supervulkane der Erde, der sich direkt unter dem im Bundesstaat Wyoming liegenden Nationalpark befindet. Lange Zeit war unklar, wie gefährlich der noch aktive Vulkan ist. Ein Ausbruch könnte verheerende Folgen haben. Die letzte große Eruption vor 630.000 Jahren war so stark, dass ganz Nordamerika mit Aschewolken und -regen bedeckt wurde und ein 80 Jahre dauernder vulkanischer Winter einbrach.
Ein unmittelbar bevorstehender Ausbruch war ohnehin nicht erwartet worden, doch nun können Geologen endgültig Entwarnung geben. Es war zwar lange bekannt, dass sich unter Yellowstone eine vulkanische Magmakammer befindet, jetzt gelang es aber erstmals, sie zu untersuchen. Dazu hat ein Team um den Geologen Fan-Chi Lin von der University of Utah 650 Seismometer aufgestellt und mittels eines sogenannten Vibroseis-Trucks ein künstliches kleines Erdbeben ausgelöst. Durch die seismologische Untersuchung, wie die Erschütterungen in der Tiefe reflektiert wurden, konnte die Magmakammer des Vulkans vermessen werden. Ihre obere Kante befindet sich in rund 3,8 Kilometern Tiefe.
Bestätigt werden konnte zunächst, dass der Yellowstone-Vulkan noch aktiv ist und Gase wie beispielsweise Kohlenstoffdioxid aus der Tiefe aufsteigen. Aus dem gemessenen Druck, der dort herrscht, können Rückschlüsse auf die Zusammensetzung gezogen werden. So besteht die Magmakammer zu rund 86 Prozent aus festem, doch porösem Magma. Die Poren sind mit Gesteinsschmelze und Gasen gefüllt. Aber »die Anteile der Gasblasen und Schmelze liegen unter der Schwelle, die typischerweise einen bevorstehenden Ausbruch ankündigt«, so Brandon Schmandt von der Rice University in Texas. Zudem entweicht ein Teil der Gase durch Risse im darüberliegenden Gestein, das damit wie eine Art natürliches Ventil fungiert.
Die Wissenschaftler schlussfolgern daraus, dass der Vulkan – obwohl er noch aktiv ist – sich noch in einer Ruhephase befindet. Es wird nicht genug Druck aufgebaut, um eine Eruption auslösen zu können. Die Forschungen sind auch für andere Regionen relevant, in denen die Vulkane schwerer zu untersuchen sind, aber eine ähnliche Struktur aufweisen wie in Yellowstone. Dazu zählt etwa der Santorini-Vulkan in der Ägäis, wo sich erst jüngst eine Erdbebenserie ereignete.
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