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Aus: Ausgabe vom 01.03.2024, Seite 16 / Sport
Beim Fananwalt

Herr im Hause

Von René Lau
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Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus, heißt das geflügelte Wort. Und so könnte man meinen, dass die Fußball-Europameisterschaft, die in knapp drei Monaten hierzulande beginnt, für große Aufregung sorgt. Da König Fußball nach wie vor die hiesige Sportszene dominiert, wäre es nach der Handball-Europameisterschaft nur folgerichtig, dass der Fußball noch einen drauflegt. Unter den Fans, stelle ich jedoch fest, hält sich die Euphorie in Grenzen. In meiner näheren Umgebung kenne ich niemanden, der sich bisher um Eintrittskarten bemüht hat. Auch ich werde die Kontinentalmeisterschaft mit gewisser Skepsis und Abstand betrachten. Sicherlich liegt das nicht nur bei mir an den enttäuschenden Auftritten und der Außendarstellung der Nationalmannschaft, sondern auch an der gerade in letzter Zeit immer mehr zunehmenden Abneigung gegenüber allem, was mit Verbänden und Kommerzialisierung einhergeht.

Wer aber offensichtlich schon jetzt richtig Bock auf die EM hat und sich dafür in Stellung bringt, wird in den Stadien und drumherum Woche für Woche deutlich: die Polizei.

Wie anders ist es zu erklären, dass Team Blau seit vielen Monaten mit immer mehr Fällen von Polizeigewalt und unverhältnismäßigem Handeln von sich reden macht? In der letzten Woche gesehen in Braunschweig mit einer Vielzahl von Verletzten oder in Hamburg-Bergedorf, wo 600 HSV-Fans in einem Regionalzug unter menschenunwürdigen Bedingungen für mehrere Stunden festgehalten wurden, nur um Personalien festzustellen. Und das wegen eines Sachverhaltes, der sich vor einigen Monaten in Mannheim ereignet haben soll. Aber nicht nur deutsche Fußballfans machen solche Erfahrungen. Fans des französischen RC Lens, die auf dem Weg zum Europa-League-Spiel nach Freiburg waren, wurden stundenlang festgehalten und überprüft.

Offensichtlich will die deutsche Polizei unmittelbar vor der Europameisterschaft nicht nur den deutschen Fans zeigen, wer Herr im Hause ist. Sie will damit auch ein Signal an die Fans im europäischen Ausland senden. Deeskalierend ist dies allerdings weder jetzt noch später. Will die deutsche Polizei eine harmonische EM, muss sie allerdings umgehend von ihrer Politik der Gewalt und Repression ablassen.

»Sport frei!« vom Fananwalt.

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