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Aus: Ausgabe vom 16.02.2024, Seite 16 / Sport
Beim Fananwalt

Gesprächsbedarf

Von René Lau
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Was war das für eine Woche? In meiner letzten Kolumne hatte ich mehr Tennisbälle gefordert. Sie kamen. Sieben der neun Bundesligaspiele am vergangenen Wochenende mussten wegen der Fanproteste unterbrochen werden. Auch in der zweiten und dritten Liga bis hin zur Regionalliga gab es Aktionen. Denn auch Anhänger niederklassiger Vereine, die von einem DFL-Investor zunächst gar nicht betroffen wären, spüren, dass es mittlerweile um mehr geht.

Der Boulevard und die selbsternannten Experten wollten uns weismachen, der Protest sei Sache einer kleinen Gruppe gewalttätiger Ultras, die alles diktieren wollen, die Mehrheit der Fußballanhänger würde sie nicht unterstützen. »Niederbrüllen« solle die große Fanmasse die Protestierenden, war da zu lesen.

Alles Quatsch, belegt nun auch eine Studie, die in dieser Woche veröffentlicht wurde. Laut der repräsentativen Umfrage der mit dem Sportinformationsdienst kooperierenden Plattform Fan-Q, die von Wissenschaftlern der Fachhochschule Dortmund, der Universität Würzburg und der Hochschule Heidelberg begleitet wurde, unterstützen fast 77 Prozent der befragten Fans die Proteste. Dabei waren mehr als 64 Prozent der Befragten auch Mitglied ihres Herzensvereins. Diese Zahlen machen deutlich, dass wir es bei den derzeitigen Aktionen in den Stadien nicht nur mit einer kleinen Menge Ultras zu tun haben. Sicherlich waren sie die Initiatoren – doch unterstützt werden sie von der breiten Mehrheit der Fans.

Und der Protest zeigt Wirkung. Der US-Finanzinvestor Blackstone, einer der beiden heißen DFL-Kandidaten, hat das Handtuch geworfen. Man sei ob der Proteste irritiert, heißt es. Im Rennen ist jetzt wohl nur noch die Beteiligungsgesellschaft CVC, die viel Geld vom saudiarabischen Staatsfonds PIF bekommt. Will die DFL nach der letzten WM mit all ihren Nebengeräuschen wirklich einen solchen Partner?

Und wie sieht es mit einer neuen, diesmal transparenten und offenen Abstimmung der DFL über die Investorpläne aus? Dass Ligavertreter ablehnen, mag nicht überraschen, aber nicht überzeugen. Im Dezember hatte es schließlich auch nicht gestört, dass bereits im Mai abgestimmt worden war. Die Funktionäre sollten auf die immer mehr werdenden Vereinsvertreter hören, die ebenfalls eine Wiederholung fordern.

Dieser Konflikt kann nur gelöst werden, wenn die DFL sich endlich öffnet und transparent arbeitet.

»Sport frei!« vom Fananwalt.

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