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06.06.2023, 19:16:19 / Ausland

Bericht zu Nord-Stream-Sabotage: CIA habe Kenntnis von Plan gehabt

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Washington. Nach den Explosionen an den Nord-Stream-Gaspipelines in der Ostsee führen einem US-Medienbericht zufolge weitere Spuren in die Ukraine. Die Washington Post berichtete am Dienstag, der US-Auslandsgeheimdienst CIA habe bereits im Juni 2022 und damit drei Monate vor den Detonationen von einem ukrainischen Plan für einen solchen Anschlag erfahren.

Demnach wurde die CIA von einem europäischen Geheimdienst darüber informiert, dass ein Team von sechs Angehörigen einer ukrainischen Eliteeinheit die Erdgaspipelines bei einem verdeckten Taucheinsatz sprengen wollten. Der Washington Post zufolge unterstand das Team direkt der ukrainischen Armeeführung. Die Zeitung beruft sich auf Geheimdokumente, die mutmaßlich durch den US-Nationalgardisten Jack Teixeira auf der Chatplattform Discord geteilt wurden. Teixeira war Mitte April festgenommen worden, nachdem das Durchsickern geheimer Regierungsdokumente bekanntgeworden war.

Die unter der Ostsee verlaufenden Leitungen Nord Stream 1 und Nord Stream 2 für den Transport von russischem Erdgas nach Deutschland waren Ende September 2022 durch Explosionen zerstört worden. Nachdem der renommierte US-Journalist Seymour Hersh unter Berufung auf eine Quelle im Weißen Haus berichtet hatte, dass US-Präsident Joseph Biden für den Sabotageakt verantwortlich ist, veröffentlichten US- und deutsche Medien unter Berufung auf Geheimdienstinformationen Hinweise, die in Richtung Ukraine wiesen.

Die Washington Post berichtet jetzt, die US-Regierung habe im Juni 2022 durch einen "engen Verbündeten" von dem mutmaßlichen ukrainischen Plan erfahren. Demnach stammten die Angaben von einem Informanten in der Ukraine. Die USA teilten die Informationen dann mit Deutschland und anderen Europäern, schreibt die Zeitung unter Berufung auf informierte Kreise. Der Plan soll demnach sehr detailliert gewesen sein – und große Ähnlichkeiten mit dem tatsächlichen Anschlag vom September haben.

So sollten dem Plan zufolge sechs Beteiligte mit einem unter falscher Identität gemieteten Boot zu den Pipelines fahren und dann zu den Leitungen tauchen, um Sprengsätze anzubringen. Deutsche Ermittler sind Medienberichten zufolge zu dem Schluss gekommen, dass sechs Angreifer im September genau so vorgingen. Die Beteiligten sollen der Washington Post zufolge direkt an den ukrainischen Armeechef Walerij Saluschnij berichtet haben. Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij sei bewusst nicht über die Pläne informiert worden, um dann glaubhaft eine ukrainische Verantwortung zurückweisen zu können. (AFP/jW)

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