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Aus: junge Welt- Fotowettbewerb, Beilage der jW vom 23.11.2022
jW-Fotowettbewerb

Die Macht der Bilder

Sie rütteln auf, machen nachdenklich oder lassen schmunzeln: Die prämierten Einsendungen des jW-Fotowettbewerbs 2022
Von Michael Merz
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Information, Meinung und Emotion lassen sich nicht nur in Schriftform von Sender zu Empfänger transportieren. Fotografien gehören zur Gestaltung einer Zeitung wie Buchstaben und Zahlen. Ohne sie wären die bedruckten Seiten wie trockenes Brot, im Jargon des Journalismus Bleiwüsten genannt. Für die junge Welt – im Gegensatz zu etlichen anderen Print- und Onlinemedien, die Symbolbilder oder 08/15-Agenturfotos ins Blatt nehmen – ist die Art der Bebilderung von Beiträgen von höchstem Stellenwert. Dass Fotos auch ohne Text funktionieren – also die Leserinnen und Leser fesseln, amüsieren oder auf Missstände hinweisen können – beweist jedes Jahr der jW-Fotowettbewerb. Hier sind Hobbyfotografinnen und -fotografen gefragt, ihre Sicht auf die Welt und die Menschen zu präsentieren. Aus fast 200 Einsendungen wählte die jW-Jury die besten Fotos aus, leider waren die Bilder für das Jugendthema in diesem Jahr etwas unterrepräsentiert. Redaktion und Verlag der jungen Welt bedanken sich herzlich für die bei uns eingegangenen Arbeiten! Die preisgekrönten Fotos der drei Themenbereiche können sich sehen lassen, sie werden ab Freitag abend in der jW-Maigalerie ausgestellt und später in einem Jahreskalender veröffentlicht.

Auf die Straße!

Den ersten Platz in diesem Themenbereich hat sich Felat Diljin Serihan mit der beeindruckenden Detailaufnahme von einer Demonstration in München verdient. Eine Performancekünstlerin hatte sich ihre Haare aus Protest und in Erinnerung an die nach Polizeiinhaftierung im Iran verstorbene Kurdin Mahsa Amini abgeschnitten. Serihan hielt den Moment danach im Bild fest. Auf Platz zwei hat es das Triptychon von Steffi Franke geschafft, die an drei verschiedenen Orten der Sehnsucht nach der Außenwelt Ausdruck verleiht. Michael von Kiedrowski (3. Platz) verdeutlicht, dass die Straße nicht nur den Menschen gehört.

Neue Welt

John Evers macht klar, was der Klimawandel anrichtet. Das Gewinnerbild des Themenbereichs zeigt den fast ausgetrockneten Tagliamento in Oberitalien im Sommer – er ist einer der letzten Wildflüsse in den Alpen, der Wasserverbrauch in der Region Friaul musste aufgrund außergewöhnlicher Dürre reglementiert werden. Der Fotograf war im Frühjahr auch mit der Kamera in Ägypten unterwegs und zeigt mit »Überwacht« (2. Platz) die omnipräsente Kontrolle der Bevölkerung im Land. McDonald’s und Mobiltelefon – so sieht Thomas Helmprecht die »Neue Welt« in einer Straßenszene in Berlin (3. Platz).

Mein Viertel

Eine halsbrecherische Aktion hat Benjamin Düsberg im August über den Dächern von Istanbul vor die Linse bekommen. Ein junges Mädchen balanciert auf den Dachziegeln eines Hauses im Stadtteil Cukur (1. Platz). Im Rückkehrzentrum Biel in der Schweiz wird Menschen, deren Asylantrag abgelehnt ist, Hilfe angeboten. Bewohnerinnen und Bewohner demonstrierten im April gegen ihre Abschiebung, Rolf Martin Zbinden hat ihren Protest fotografiert und damit den zweiten Platz erreicht. Der dritte Platz geht an die Wildwestszenerie, die Stefan Köpke in der Dresdner Neustadt aufgenommen hat. Die Tiere eines Kinderbauernhofs bekommen hier hin und wieder Auslauf – eine gute Gelegenheit, mit dem Fotoapparat draufzuhalten.

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Die Grenzen in Europa wurden bereits 1999 durch militärische Gewalt verschoben. Heute wie damals berichtet die Tageszeitung junge Welt über Aufrüstung und mediales Kriegsgetrommel. Kriegstüchtigkeit wird zur neuen Normalität erklärt. Nicht mit uns!

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