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Aus: Ausgabe vom 07.01.2022, Seite 16 / Sport
Tennis

Vervisumpft

Melbourne. Die Gerichtsentscheidung über das abgelehnte Visum des serbischen Tennisweltranglistenersten Novak Djokovic soll erst nach dem Wochenende fallen. Bis dahin muss Djokovic in einem Hotel für Ausreisepflichtige ausharren. Serbiens Präsident Aleksandar Vucic sprach von einer »politischen Hexenjagd«. Der Nummer eins der Welt hatte bereits am Donnerstag der Heimflug und damit das Aus für die Australian Open (ab 17.1.) gedroht. »Am Ende des Tages hätte es geholfen, wenn er geimpft wäre«, sagte Olympiasieger Alexander Zverev. Mit einer Ausnahmegenehmigung für Ungeimpfte wollte Djokovic zur Titelverteidigung in Melbourne antreten, doch der australische Grenzschutz verweigerte ihm am Mittwoch die Einreise. Nach einer Nacht in Gewahrsam am Flughafen mit mehreren Befragungen bekam Djokovic mitgeteilt, dass sein Visum abgelehnt worden sei. Laut australischen Medienberichten sah dieses medizinische Ausnahmen für Ungeimpfte nicht vor. (sid/jW)

  • Leserbrief von Dennis Fitzgerald aus Melbourne, Australien (7. Januar 2022 um 11:46 Uhr)
    Novak Djokovics Vater hat seinen Sohn »einen Führer der freien Welt« genannt, aber in Wirklichkeit ist er »ein sehr ungezogener Junge«, und wie die Figur in »Life of Brian« hat er viele fehlgeleitete Anhänger und wird am Ende vor dem Gericht des Lebens verspottet und kritisiert. Ernsthafter ist, dass er, während seine Visabeschwerde vor Gericht verhandelt wird, bei den Australian Open Tennis spielen kann, obwohl er anscheinend ungeimpft ist. Er wird zusammen mit vielen Flüchtlingen, die zum Teil fast seit zehn Jahren in Gefangenschaft gehalten werden, im Hotel als Abschiebehäftling festgehalten. Warum darf er zur »Arbeit« gehen, wenn die anderen nicht arbeiten gehen oder bei einheimischen Familienmitgliedern bleiben können? Das liegt sicher nicht daran, dass sie kein Tennis spielen können. Es wäre gerechter, wenn alle gleich behandelt würden, unabhängig von Reichtum, Status, Kultur, Rasse oder ihrer Tennisplazierung.

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