Jetzt zwei Wochen gratis testen.
Gegründet 1947 Donnerstag, 28. März 2024, Nr. 75
Die junge Welt wird von 2767 GenossInnen herausgegeben
Jetzt zwei Wochen gratis testen. Jetzt zwei Wochen gratis testen.
Jetzt zwei Wochen gratis testen.
Online Extra
11.10.2021, 19:46:24 / Ausland

Mord an Thomas Sankara: Prozessbeginn in Burkina Faso

Vorbild auch für junge Burkiner: Bilder von Thomas Sankara bei P
Vorbild auch für junge Burkiner: Bilder von Thomas Sankara bei Protesten gegen Blaise Compaoré (Ouagadougou, 2.12.2014)

Ouagadougou. Mehr als 30 Jahre nach der Ermordung des burkinischen Revolutionärs Thomas Sankara hat in Burkina Faso der Prozess gegen die mutmaßlichen Täter begonnen. 14 Personen werden beschuldigt, am Attentat auf den ehemaligen Präsidenten des westafrikanischen Landes beteiligt gewesen zu sein – darunter der inzwischen im ivorischen Exil lebende Expräsident Blaise Compaoré, der nach dem Tod Sankaras die Führung des Landes übernommen hatte.

Der Hauptangeklagte wird jedoch nicht vor Gericht erscheinen, wie seine Anwälte am Freitag mitteilten. Sie prangern zudem laut Agence de Presse Africaine (APA) einen »politischen Prozess« an und bezeichnen das Militärgericht in der burkinischen Hauptstadt Ouagadougou als »Ausnahmegericht«. Die Anwälte berufen sich auch auf seine verfassungsmäßige Immunität, die ihm als ehemaligem Staatsoberhaupt zusteht, um sich seiner Vorladung durch die burkinische Justiz zu widersetzen. Côte d'Ivoire, dessen Staatsbürger er seit kurzem ist und das ihm nach seinem erzwungenen Abgang seit 2014 Asyl bietet, hat Compaorés Auslieferung abgelehnt.

Sankara – ein charismatischer marxistischer Revolutionär, der weithin als »Che Guevara Afrikas« bekannt ist – wurde am 15. Oktober 1987 während eines Staatsstreichs unter der Führung seines ehemaligen Verbündeten Compaoré getötet. 1983 war er im Alter von 33 Jahren durch einen Putsch an die Macht gekommen, folgte panafrikanischen Idealen und ging gegen Korruption, die Vorherrschaft der ehemaligen Kolonialmächte und gegen den von Internationalem Währungsfonds und Weltbank auferlegten Schuldenzwang vor.

»Dies ist ein Moment, auf den wir gewartet haben«, sagte Sankaras Witwe Mariam Sankara vor Journalisten, als sie bei der Anhörung eintraf. Sie hoffe, dass der Prozess Licht auf den Tod von zwölf weiteren Personen am Tag des Putsches werfen werde. »Es ist wichtig für all diese Familien«, sagte sie. »Dieser Prozess ist notwendig, damit die Kultur der Straflosigkeit und der Gewalt, die in vielen afrikanischen Ländern trotz der demokratischen Fassade immer noch wütet, endlich aufhört.« Céline Bamouni, die Tochter von Paulin Bamouni, dem Direktor der Presseabteilung des Präsidenten, der neben Sankara getötet wurde, forderte ebenfalls: »Wir wollen wissen, wer die Entscheidung getroffen hat, wer die Tat begangen hat, wer sie unterstützt hat und warum.«

Compaorés ehemaliger Sicherheitschef, Hyacinthe Kafando, wird ebenfalls in Abwesenheit angeklagt. Die zwölf anwesenden Angeklagten haben auf »nicht schuldig« plädiert. Der Prozess wird nach Angaben aus Justizkreisen mindestens vier Monate dauern. (Reuters/jW)

Mehr aus: Ausland