Kaum Rückgang bei Coronazahlen

Trotz monatelanger Einschränkungen sinken die Coronazahlen in Deutschland allenfalls sehr wenig. Am Sonntag meldete das Robert-Koch-Institut (RKI) 13.882 Coronaneuinfektionen, jedoch wird am Wochenende weniger getestet. Auch die Anzahl von Infektionen in sieben Tagen pro 100.000 Einwohner sinkt laut RKI leicht: von 166,6 am 10. Januar auf 136 am Sonntag. Der Höchstwert war mit 197,6 am 22. Dezember erreicht worden. Hajo Zeeb vom Bremer Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie zählt »wieder deutlich und entschieden mehr Homeoffice«, temporäre Betriebsschließungen zumindest in stark betroffenen Regionen und die verstärkte, angeordnete Nutzung von FFP-2-Masken zu den wichtigsten Ansatzpunkten gegen die Pandemie. Ärmere Menschen sollten die Masken bezahlt bekommen.
Als sehr entscheidend für die Länge des Shutdowns sieht Zeeb neben einer Trendwende bei den Coronazahlen und gleichzeitig intensivem Testen die Impfungen an. Ihre erste Impfdosis haben in der Bundesrepublik inzwischen mehr als eine Million Menschen erhalten. 1.048.160 Impfungen wurden bislang verabreicht, wie aus einem am Sonnabend veröffentlichten RKI-Bericht hervorgeht. Innerhalb eines Tages wurden bundesweit 79.759 neue Impfungen gemeldet. Die Impfkampagne in Deutschland hatte Ende Dezember begonnen. Für einen vollständigen Impfschutz sind zwei Injektionen im Abstand von etwa drei Wochen nötig. Um die sogenannte Herdenimmunität zu erreichen, müssten Schätzungen zufolge mehr als 60 Prozent der Bevölkerung geimpft werden.
Für seinen Vorstoß, bereits geimpften Menschen Sonderrechte zu gewähren, erntete Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) deutliche Kritik von der Deutschen Stiftung Patientenschutz. Vorstand Eugen Brysch sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, Maas befeuere eine »Gespensterdiskussion« über Impfprivilegien. »Bei der Organisation des Impfangebots hapert es. Auch weiß heute niemand, ob ein Geimpfter das Virus weitergeben kann.« Maas hatte der Bild am Sonntag gesagt, Geimpfte sollten wieder »ihre Grundrechte ausüben dürfen«. Ein Geimpfter nehme niemandem ein Beatmungsgerät weg. »Damit fällt mindestens ein zentraler Grund für die Einschränkung der Grundrechte weg«, sagte Maas und erinnerte an Betreiber von derzeit geschlossenen Restaurants, Kinos, Theater oder Museen. (dpa/AFP/jW)
Leserbriefe zu diesem Artikel:
- Heinz Mösing: Schwache Demokratie Von Anfang an war Deutschland angeblich gut aufgestellt, obwohl das Gesundheitswesen hier genauso wie überall im Westen aus Profitgründen ziemlich an die Wand gefahren worden war. Die Grundrechte wurd...
Mehr aus: Inland
-
»Nicht nur unsere Genossen waren im Visier«
vom 18.01.2021 -
Das kleinere Übel
vom 18.01.2021 -
Berliner Linke hält an Kurs fest
vom 18.01.2021 -
Pandemische Verelendung
vom 18.01.2021 -
Schuldenerlass angepeilt
vom 18.01.2021 -
»Es wird hart werden, aber wir können es schaffen«
vom 18.01.2021