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Aus: Ausgabe vom 30.10.2020, Seite 3 / Schwerpunkt

Hintergrund: Beseitigung ­extremer Armut

Der 13. Fünfjahresplan der Volksrepublik China, dessen Umsetzung aktuell in die Endphase geht, hatte ein bedeutendes Ziel: die Beseitigung der extremen Armut im Land. Während der 14. Fünfjahresplan vorbereitet wird, scheint dieses in greifbare Nähe gerückt zu sein. So wurden von 2016 bis 2019 mehr als 50 Millionen Chinesen, die in ländlichen Gebieten leben, aus extremer Armut befreit. Ihr jährliches Durchschnittseinkommen wuchs von 3.416 Yuan (etwa 540 US-Dollar) im Jahr 2015 auf 9.808 Yuan (knapp 1.467 US-Dollar) im Jahr 2019, jährlich im Durchschnitt um 30,2 Prozent. Ende 2019 zählte die Volksrepublik noch 5,5 Millionen Menschen, die in Armut leben. Dann kam die Covid-19-Pandemie. Doch während im Rest der Welt die Zahl der extrem Verarmten laut Schätzungen der Weltbank um 88, vielleicht sogar um 115 Millionen Menschen steigen wird, sind die chinesischen Behörden bemüht, ihr Ziel in der Armutsbekämpfung zu erreichen. Schaffen sie es, dann wird China das erste Land sein, dem das gelingt.

Der Erfolg der chinesischen Armutsbekämpfung ist historisch. Zum Gesamtbild gehört allerdings auch, dass die Ungleichheit im Land deutlich zugenommen hat. Trotz aller Schwächen bietet einen Anhaltspunkt dafür der sogenannte Gini-Koeffizient; er liegt zwischen 0 und 1, und je höher er ausfällt, desto größer ist die Ungleichheit. Verharrte er in der Volksrepublik in den 1980er Jahren noch bei Werten um 0,2, so lag er im vergangenen Jahrzehnt stets deutlich über 0,4 – ein im internationalen Vergleich sehr hoher Wert, der fast nur von Ländern mit extremer Ungleichheit wie etwa Brasilien übertroffen wird. Die Einkommensungleichheit sei »relativ ernst«, räumte im Jahr 2017 der Leiter des Nationalen Statistikamtes in Beijing, Ning Jizhe, ein. Auch die Zahl der chinesischen Milliardäre nimmt rasant zu; laut Angaben des Wirtschaftsmagazins Caixin stieg sie von Juli 2019 bis Juli 2020 – ohne Hongkong – auf 415. Das ist Caixin zufolge gut ein stolzes Viertel sämtlicher Milliardäre weltweit, und das mit rasch steigender Tendenz. (jk)

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