Nawalny meldet sich vom Krankenbett

Berlin. Der russische Oppositionspolitiker Alexej Nawalny hat sich am Dienstag erstmals vom Krankenbett aus in Berlin zu Wort gemeldet. »Hallo, das ist Nawalny. Ich habe euch vermisst«, hieß es am Dienstag in einer Mitteilung auf der Fotoplattform Instagram, die in seinem Namen veröffentlicht wurde. »Ich kann noch immer fast nichts machen, aber ich habe gestern den ganzen Tag selbstständig geatmet.« Dazu postete der 44jährige ein Bild, das ihn mit seiner Familie am Krankenbett zeigt.
Nawalny war am 20. August bei einem Inlandsflug in Russland bewusstlos geworden, seit dem 22. August wird er in der Berliner Universitätsklinik Charité behandelt. Nach Angaben der von Berlin damit beauftragten Labore soll er mit einem Nervenkampfstoff der Nowitschok-Gruppe vergiftet worden sein. Zu Wochenbeginn teilte die Charité mit, dass Nawalny sein Krankenbett bereits zeitweise verlassen könne.
Nach Angaben seiner Sprecherin Kira Jarmysch auf Twitter will Nawalny nach einer Genesung auch wieder in seine Heimat Russland zurückkehren. Zuvor hatte die New York Times berichtet, dass der Oppositionelle seine Rückkehrpläne den deutschen Behörden mitgeteilt habe. Moskau betonte, dass Nawalny als russischer Staatsbürger jederzeit in das Land zurückkehren könne. »Jedem Bürger Russlands steht es frei, aus Russland aus- und auch wieder einzureisen«, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Tass zufolge.
Hinsichtlich der Ermittlungen zu dem Fall hieß es weiter: »Russland war und bleibt absolut offen für eine Zusammenarbeit, um herauszufinden, was passiert ist«, so Peskow. »Aus irgendeinem Grund haben wir aber von der deutschen Seite keine Antworten dahingehend bekommen.« Französische und schwedische Spezialisten bekämen Zugang, nur den russischen Experten werde dies verwehrt. Außenminister Sergej Lawrow forderte seinem Ministerium zufolge einmal mehr, Deutschland solle seine Erkenntnisse in dem Fall mit Russland teilen. Das sei wichtig, um die Wahrheit herauszufinden. Russland reichte bei den deutschen Behörden mittlerweile zwei Rechtshilfegesuche ein. Für das erste gab es bereits grünes Licht von der Senatsverwaltung für Justiz in Berlin. Ein zweites sei nun beim Bundesamt für Justiz in Bonn eingegangen, berichtete der Spiegel. (dpa/jW)
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Leserbriefe zu diesem Artikel:
- Dr. Gerd Machalett, Siedenbollentin: Operation »Krawalny« Das absurde Theater des Wertewestens beleidigt die menschliche Intelligenz. Röttgen, Trittin und Maas beschimpfen die Zweifler an ihren absurden Beweisen und unterstellen ihnen Dummheit. Frau Merkel h...
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