»Murat Cem«: Habe mehrfach vor Amri gewarnt
Düsseldorf. Der im Umfeld des Terroristen Anis Amri unter dem Decknamen »Murat Cem« tätige V-Mann hat bestätigt, die Behörden mehrfach vor dem Tunesier gewarnt zu haben. »Er hat sehr präzise auf Fragen geantwortet und konnte Situationen sehr genau schildern«, sagte der Vorsitzende des NRW-Untersuchungsausschusses zum Terror-Anschlag auf dem Berliner Breitscheidplatz, Jörg Geerlings (CDU), am Montag gegenüber dpa.
Der V-Mann habe den Abgeordneten des Untersuchungsausschusses des nordrhein-westfälischen Landtags rund dreieinhalb Stunden lang verfremdet und mit verzerrter Stimme Rede und Antwort gestanden. Er war per Videoübertragung zugeschaltet worden. Er habe gewusst, dass Amri sich mit Anschlagsplänen beschäftigt habe, und habe diesem einen Anschlag auch zugetraut, habe der Zeuge ausgesagt. Dies habe er auch weitergegeben. Von der Art und Weise des Anschlags und dem Zeitpunkt habe er aber nichts gewusst. Sein Haupt-Augenmerk habe auch nicht Amri gegolten, sondern Abu Walaa. Auf ihn sei er angesetzt gewesen. Der Islamist Abu Walaa galt als »Statthalter« der islamistischen Terrororganisation IS in Deutschland. Er steht derzeit in Celle vor Gericht.
»Murat Cem« war jahrelang Informant der Polizei in Nordrhein-Westfalen und befindet sich jetzt in einem Zeugenschutzprogramm. Nachdem er in der organisierten Kriminalität mehrfach Kriminelle hatte auffliegen lassen, war es gelungen, ihn in die islamistische Szene einzuschleusen. Behörden in Berlin hatten seine Warnungen aber in Zweifel gezogen. Der frühere V-Mann suchte allerdings selbst die Öffentlichkeit.
Der Untersuchungsausschuss in Düsseldorf beschäftigt sich nach wie vor mit der Aufklärung der Abläufe und Hintergründe des Terroranschlags am Berliner Breitscheidplatz am 19. Dezember 2016. (dpa/jW)
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