Sachsen: Gedenkstättenchef Reiprich freigestellt

Dresden. Der Geschäftsführer der Stiftung Sächsische Gedenkstätten, Siegfried Reiprich, ist »mit sofortiger Wirkung unwiderruflich« von seinen Aufgaben freigestellt. Der Stiftungsrat missbilligte am Dienstag in einer nichtöffentlichen Sondersitzung in Dresden dessen Äußerungen auf Twitter, die »klar dem Sinn der Gedenkstättenarbeit« widersprächen, sagte Kulturministerin Barbara Klepsch (CDU) als Vorsitzende des Gremiums. Reiprichs Aufgaben übernimmt dessen Stellvertreter Sven Riesel, eine Findungskommission soll einen Nachfolger suchen.
Der 65jährige Reiprich hatte am 29. Juni auf Twitter die Jugendkrawalle in Stuttgart mit der Pogromnacht der Nazis 1938 verglichen (siehe jW vom 3.7.2020): »War da nun eine Bundeskristallnacht oder ›nur‹ ein südwestdeutsches Scherbennächtle?« Das sorgte bundesweit für Empörung.
Laut Klepsch erging der Beschluss einstimmig. Zugleich wurde Reiprichs Antrag auf vorzeitige Beendigung des Arbeitsverhältnisses aus gesundheitlichen Gründen Ende November stattgegeben, bis dahin laufen seine Bezüge weiter. Der Stiftungsrat dankte dem 65Jährigen für seine Verdienste und zehnjährige Tätigkeit.
In den vergangenen Jahren war die Stiftung wiederholt in die Schlagzeilen geraten. Opferverbände kritisierten, dass sie sich mehr um »Verbrechen der DDR-Diktatur« als um die Nazizeit kümmere. Zuletzt war Reiprich immer mehr unter Druck geraten, es hatte mehrere Rücktrittsforderungen gegeben. (dpa/jW)
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