junge Welt: Jetzt am Kiosk!
Gegründet 1947 Freitag, 10. Mai 2024, Nr. 108
Die junge Welt wird von 2751 GenossInnen herausgegeben
junge Welt: Jetzt am Kiosk! junge Welt: Jetzt am Kiosk!
junge Welt: Jetzt am Kiosk!
Online Extra
05.06.2020, 18:52:34 / Ausland

Angebliches Giftkomplott: Tschechien weist russische Diplomaten aus

Antirussische Sticheleien: Am 27. Februar wurde die Straße vor d
Antirussische Sticheleien: Am 27. Februar wurde die Straße vor der russischen Botschaft in Prag nach dem ermordeten rechtsliberalen Oppositionspolitiker Boris Nemzow umbenannt

Prag. Nach der Affäre um ein angebliches Giftkomplott weist Tschechien zwei russische Diplomaten aus. Man greife nur sehr selten und nur nach sehr reiflicher Überlegung zu einem solchen Schritt, sagte Außenminister Tomas Petricek am Freitag in Prag. Das Verhalten Moskaus lasse indes keine andere Möglichkeit zu. Russlands Außenministerium reagierte prompt und kündigte Gegenmaßnahmen an. »Für solche Provokationen muss man zur Verantwortung gezogen werden«, teilte das Moskauer Ministerium mit. Die russische Botschaft in Prag sprach von einem »unfreundlichen Schritt«, der auf »unbegründeten Anschuldigungen« in den Medien beruhe. »Wir sind zutiefst enttäuscht«, so die Botschaft auf ihrer Facebook-Seite.

Hintergrund war ein Bericht des Nachrichtenmagazins »Respekt«, worin es hieß, ein russischer Diplomat habe einen Koffer mit dem tödlichen Gift Rizin ins Land geschmuggelt. Die Geschichte soll sich nun als erdacht erwiesen haben: »Die ganze Affäre war das Ergebnis eines internen Kampfes zwischen Mitarbeitern der russischen Botschaft in Prag«, sagte der tschechische Ministerpräsident Andrej Babis. Der eine habe die Falschinformation dem tschechischen Geheimdienst BIS gesteckt, um sich an dem anderen zu rächen. Das habe zu unnötigen Komplikationen in den beiderseitigen Beziehungen geführt, kritisierte Babis.

Offen blieb, ob auch Russland tschechische Botschaftsmitarbeiter ausweisen wollte. Die Beziehungen zwischen beiden Ländern haben sich verschlechtert, seitdem die Prager Stadtverwaltung eine Statue für den Sowjetmarschall Iwan Konew entfernt und den Platz vor der russischen Botschaft nach dem ermordeten rechtsliberalen Oppositionspolitiker Boris Nemzow umbenannt hatte. (dpa/jW)

Mehr aus: Ausland