Haiti: Senator schießt vor Parlament

Port-au-Prince. In Haiti hat ein Senator aus der Regierungspartei PHTK während eines Protestes am Montag (Ortszeit) mit einer Pistole vor dem Parlament geschossen und dabei zwei Menschen verletzt. Jean Marie Ralph Féthière soll einen Fotojournalisten der US-Nachrichtenagentur AP und einen Sicherheitsbeamten getroffen haben. Ob noch andere Menschen geschossen hatten, war zunächst unklar.
Die Opposition hatte am Montag gemeinsam mit Demonstranten zum wiederholten Mal eine Abstimmung im Senat zur Bestätigung des kommissarischen Premierministers Fritz William Michel blockiert. Staatspräsident Jovenel Moïse hatte Michel als Regierungschef nominiert, nachdem dessen Vorgänger Jean Michel Lapin ebenfalls nicht vom Parlament bestätigt worden war. Michel ist bereits der vierte Premierminister unter Moïse, der erst seit Februar 2017 Staatschef ist. Gegen die von den USA protegierte Regierung fanden am Montag in Haiti erneut Kundgebungen statt; Demonstranten errichteten Barrikaden aus brennenden Autoreifen.
Der verletzte Fotojournalist wollte laut Medien am Montag über die Bestätigung Michels berichten. Er wurde im Gesicht getroffen und in einem Krankenhaus in Port-au-Prince behandelt. Dort sollen Ärzte am Mittwoch eine Kugel aus seinem Kiefer entfernen. Auch der Sicherheitsbeamte wurde im Krankenhaus behandelt.
Im Februar waren bei Protesten gegen die Regierung Dutzende Menschen ums Leben gekommen. Auch im Juni kam es zu schweren Auseinandersetzungen. Die Demonstranten fordern Moïses Rücktritt. Sie werfen der Regierung vor, Geld aus dem Petrocaribe-Programm veruntreut zu haben, über das Haiti jahrelang Erdöllieferungen aus Venezuela zu günstigen Konditionen erhalten hatte. Wegen Treibstoffmangels hatten Demonstranten vergangene Woche zeitweise Port-au-Prince lahmgelegt. (dpa/jW)
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