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Online Extra
21.03.2019, 19:06:52 / Inland

Ex-RAF: Staatsanwälte bezweifeln Verantwortung für Überfälle

Ein Fahndungsplakat des LKA Niedersachsen nach zwei ehemaligen M
Ein Fahndungsplakat des LKA Niedersachsen nach zwei ehemaligen Mitgliedern der Rote Armee Fraktion (RAF), Burkhard Garweg (r) und Ernst-Volker Staub (l)

Hannover. Mehr als drei Jahre nach dem Start der öffentlichen Fahndung nach drei Angehörigen der ehemaligen Stadtguerilla-Organisation »Rote-Armee-Fraktion« (RAF) wegen einer Überfallserie in Norddeutschland stehen die Ermittler mit leeren Händen da. »Das Hauptproblem für die Strafverfolgung ist, dass wir nicht wissen, wo die drei Gesuchten sich aufhalten», sagte Oberstaatsanwalt Marcus Röske am Donnerstag in Verden. Es gebe keine neue Spur zu den RAF-Aktivisten Ernst-Volker Staub (65), Burkhard Garweg (50) und Daniela Klette (61).

Die Ermittlungen zu allen Überfällen, die dem Trio angelastet werden, führe seit Januar 2019 die Staatsanwaltschaft Verden in einem Sammelverfahren. Bislang waren die Fahnder von zwölf Überfällen ausgegangen, die die ehemaligen Mitglieder der Roten Armee Fraktion zum Bestreiten ihres Lebensunterhalts seit 1999 verübt haben sollen. Bei der Bündelung hätten die örtlich zuständigen Staatsanwaltschaften jedoch in drei der zwölf Fälle keinen hinreichenden Verdacht auf das RAF-Trio gesehen, so Röske.

Wie der Spiegel (Onlineausgabe) berichtet, fallen demnach die Überfälle auf Supermärkte in Celle (2011), Stade (2012) und Osnabrück (2015) mangels hinreichenden Tatverdachts aus der Liste der mutmaßlichen RAF-Überfälle heraus. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Göttingen, die einen Supermarktraub in Northeim 2015 bearbeitet, sagte auf Nachfrage des Nachrichtenmagazins: »Wir prüfen noch, ob wir das Verfahren wirklich abgeben wollen.«

Nach Jahrzehnten im Untergrund waren die drei Gesuchten nach einem Raubüberfall auf einen Geldtransporter im Juni 2016 in Stuhr bei Bremen wieder ins Visier der Polizei geraten. Von den dreien wurden nach der Tat Fingerabdrücke gefunden. Zuletzt hatten Boulevardmedien wie Bild und die Münchener tz spekuliert, ob die »RAF-Rentner« (Bild) für einen Überfall auf einen Geldtransporter in Köln Anfang März verantwortlich seien.

Garweg, Klette und Staub sollen der sogenannten dritten Generation der RAF angehören. Ihnen werden mehrere Morde angelastet, so an Deutsche-Bank-Chef Alfred Herrhausen (1989) und Treuhand-Chef Detlev Karsten Rohwedder (1991). (dpa/jW)